Academia.eduAcademia.edu
Romania Gothica II The Frontier World Romans, Barbarians and Military Culture The Romania Gothica Conference Organising Committee: Isabella Baldini (Bologna), Salvatore Cosentino (Ravenna), Cristina Delaplace (Toulouse), Joan Pinar Gil (Barcelona), Tivadar Vida (Budapest) ROMANIA GOTHICA II The Frontier World Romans, Barbarians and Military Culture Proceedings of the International Conference at the Eötvös Loránd University, Budapest, 1–2 October 2010 TIVADAR VIDA (ed.) with assistance from PHILIP RANCE (English language editor) and ADRIEN BLAY, ISTVÁN KONCZ, LEVENTE SAMU Eötvös Loránd University Institute for Archaeological Sciences Martin Optiz Kiadó Budapest, 2015 The conference and this volume were supported by: Hungarian Academy of Sciences National Cultural Fund of Hungary Eötvös Loránd University ISBN 978-963-984-601-9 © Institute of Archaeological Science at the Eötvös Loránd University H – 1088 Budapest, Múzeum krt. 4/B © Martin Opitz Kiadó © Editors, Authors, Translator 2015 All rights reserved. The Autors are responsible for the illustrations used in their studies Front cover Diptych of Stilicho as magister militum in chlamys with tunica Museo del Duomo e Biblioteca Capitolare, Monza Back cover Stilicho’s sword with inlaid gemstone (István Bóna: Das Hunnenreich. Corvina – Konrad Theiss Verlag: Budapest-Stuttgart 1991, 34. Abb. 11.) Cover design: Michelle Beghelli and Dr. Erika Vecchietti (BraDypUS, Bologna) Layout and desktop editing: AbiPrint Kft., Budapest Printed by: Kódex Könyvgyártó Kft., Budapest CONTENTS CONTENTS VORWORT / FOREWORD VIDA, TIVADAR: ”Gothia quod Romania fuisset” 9 ATHAULF UND SEINE ZEIT / ATHAULF AND HIS AGE BRATOŽ, RAJKO Athaulf zwischen Pannonien und Rom 15 RANCE, PHILIP quam gentilitate appellant. The Philological Evidence for Germani in the Late Roman Army: Germanic Loanwords in Roman Military Vocabulary 51 KISS, ATTILA P. Per arma adoptio. Eine gotische Sitte in den frühmittelalterlichen schriftlichen Quellen 95 BARBARISCHE KRIEGER UND FÜRSTEN / BARBARIAN WARRIORS AND PRINCES KAZANSKI, MICHEL La tombe „princière” de l’époque hunnique à Conceşti et son contexte historique et culturel 111 TEJRAL, JAROSLAV Spätantike Körperbestattungen mit Schwertbeigabe in römisch-barbarischen Grenzzonen Mitteleuropas und ihre Deutung 129 EGER, CHRISTOPH Zur Deutung reich ausgestatteter Männergräber des mittleren 5. Jhs. im Mittelmeerraum 237 SÖLDNER IM RÖMISCHEN UND BYZANTINISCHEN HEER / MERCENARIES IN THE ROMAN AND BYZANTINE ARMY MRÁV, ZSOLT Maniakion − The Golden Torc in the Late Roman and Early Byzantine Army. Preliminary Research Report 287 QUAST, DIETER Zwiebelknopffibeln im Barbaricum nördlich der mittleren und unteren Donau 305 TÓTH, ENDRE Typologie der nicht gegossenen Zwiebelknopfibeln 329 MIGRATION UND IDENTITÄT / MIGRATION AND IDENTITY BIERBRAUER, VOLKER Vom Schwarzmeergebiet bis nach Pannonien. Ethnische Interpretationsprobleme am Ende des 4. und in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts 365 5 LÓPEZ QUIROGA, JORGE ¿‘Barbares danubiens’ en Hispania au Vème siècle? Gentes ‘étrangers’ et armées ‘romaines’ en Péninsule Ibérique 477 BARBAREN AUF RÖMISCHEM BODEN: WEGE DER INTEGRATION / BARBARIANS ON ROMAN TERRITORY: METHODS OF INTEGRATION KLEEMANN, JÖRG Hospes: Archäologische Aspekte zur Integration von Barbaren in das römische Imperium. Eine vergleichende Betrachtung zur Beigabensitte in gallischen und pannonischen Provinzen 499 PINAR GIL, JOAN A Note on Female Clothing in 5th-Century Southern Gaul 517 DE VINGO, PAOLO 5th–Century Danubian foedera and foederati and their Consequences for the Late Antique Roman Political-Institutional Framework HARALAMBIEVA, ANNA East Germanic Heritage on the Western Littoral of the Black Sea. Bow-Brooches of the Types Szekszárd-Palánk and Udine-Planis as Archaelogical Evidence 557 577 GRENZZONEN IN DEN PROVINZEN PANNONIA UND DACIA / FRONTIER ZONES IN THE PROVINCES OF PANNONIA AND DACIA TOMKA, PÉTER: Eine römische Stadt und ihre barbarische Peripherie: Scarbantia 587 HEINRICH-TAMÁSKA, ORSOLYA—STRAUB, PÉTER Zur Datierung und Deutung der Gräber und Gräberfelder des 5. Jahrhunderts n. Chr. in Pannonia Prima und Valeria 617 IVANIŠEVIĆ, VUJADIN The Danubian Limes of the Diocese of Dacia in the 5th Century 679 SPÄTANTIKE TRANSFORMATIONEN / LATE ANTIQUE TRANSFORMATIONS VIRÁGOS, RÉKA Post-Roman Landscape in Pannonia: 5th-Century Archaeological Sites 669 MILAVEC, TINA: The 5th-Century Changes: the Glass Perspective 679 OTTOMÁNYI, KATALIN: Veränderungen des Töpferhandwerks in der ersten Hälfte des 5. Jhs. anhand der Keramik der Befestigung Visegrád-Gizellamajor 691 Abkürzungen/Abbrevations 741 Authoren/Authors 745 6 CONTENTS Teilnehmer der Konferenz / Conference Participants: Erste Reihe von links/ First row, from left: Paolo de Vingo (Torino), Michel Beghelli (Trento/Mainz), Zuzana Loskotová (Brno), Jaroslav Tejral (Brno), Philip Rance (München), Tivadar Vida (Budapest), Volker Bierbrauer (München), Eduard Droberjar (Hradec Králové), Dieter Quast (Mainz), Joan Pinar Gil (Barcelona), Péter Tomka (Győr) Zweite Reihe von links/ Second row, from left: Bojan Dumanov (Sofia), Jörg Kleemann (Berlin), Éva Steigberger (Wien), Christoph Eger (Damaskus/ Berlin), Vujadin Ivanišević (Beograd), Réka Virágos (Budapest), Ágnes B. Tóth (Szeged/Budapest), Attila P. Kiss (Szeged), Orsolya Heinrich-Tamáska (Leipzig), Zsolt Mráv (Budapest), János Ódor (Szekszárd), Eszter Mitcsenkov-Horváth (Budapest), Toni Juárez Villena (Barcelona), Rajko Bratož (Ljubljana), Michel Kazanski (Paris), Jorge López Quiroga (Madrid), Péter Prohászka (Esztergom) 7 8 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM ZUR DEUT UNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGR ÄBER DES MIT T LEREN 5. JHS. IM MITTELMEER R AUM Christoph Eger Zu den mehr denn je umstrittenen Fragen, die sich der frühgeschichtlichen Archäologie im Mittelmeerraum stellen, gehört die Deutung einzelner reich ausgestatteter Gräber aus der ersten Hälfte und Mitte des 5. Jhs., die auf der Iberischen Halbinsel, in Nordafrika und in Italien ausgegraben wurden. Die Verstorbenen, darunter sowohl Frauen als auch Männer, trugen Schmuck und Kleidungszubehör aus Gold, manche Männer führten einen Teil ihrer militärischen Ausrüstung mit sich. Dieser Befund ist deshalb so bemerkenswert, weil man zu dieser Zeit im westlichen Mittelmeerraum meist dazu übergegangen war, die Toten ohne Rücksicht auf ihren sozialen Stand beigabenlos zu bestatten oder ihnen lediglich einzelne Schmuckobjekte, eine Münze oder ein Gefäß mit auf den Weg zu geben1. Aufmerksamkeit verdient aber nicht allein die Tatsache, dass bestimmte Gräber von dieser Regel abweichen und der Tote in prächtiger Kleidung und - als Mann - mit Waffen bestattet wurde, sondern auch ein Teil der Beigaben selbst: Manches wirkt im regionalen Umfeld ungewöhnlich und geradezu fremd, hat jedoch Parallelen in zum Teil weit entlegenen (Rand-) Gebieten des Mittelmeerraumes. Handelt es sich bei den Bestatteten, wie man lange annahm, um Angehörige barbarisch dominierter Gentilverbände, mithin also um einen sehr konkreten archäologischen Niederschlag jener großen Migrationen, die seit dem späten 4. Jh. fremde Bevölkerungsgruppen in den westlichen Mittelmeerraum spülten, oder sind es, wie vor wenigen Jahren ausführlich dargelegt wurde2, Angehörige einer mittels archäologischer Kriterien ethnisch gar nicht näher aufzuschlüsselnden spätrömischen Militäraristokratie, welche gleichermaßen reichsrömische als auch gentile Eliten umfasste und durch eine überregional verbreitete Mode und eine ähnliche Bestattungs- und Beigabensitte auffiel, deren Entstehung sich vornehmlich einem gesteigerten Repräsentationsbedürfnis des neuen militärischen Dienstadels provinzialrömischer und barbarischer Herkunft verdankte? Waren also Kleidung, Beigaben und Beigabensitte nicht ethnisch determiniert, sondern gewissermaßen Kennzeichnen eines „cultural turn“, der den Aufstieg einer neuen sozialen Gruppe des Römischen Reichs und seiner nördlichen Peripherie begleitete? Beide Positionen stützen sich, soweit es um die Bodenfunde geht, auf das gleiche methodische Rüstzeug: eine formenkundlich-chronologische und chorologische Analyse, um eine barbarische bzw. germanische oder römische Herleitung der Funde anhand der Typogenese und Fundverbreitung zu erweisen, und eine vergleichende Analyse der Kleidungs- und Begräbnissitten, die ebenfalls auf ihre Herkunft und Verbreitung hin untersucht werden. Dennoch könnte das Ergebnis nicht gegensätz- 1 2 Der vorliegende Beitrag beruht auf meinem im Oktober 2010 in Budapest gehaltenen Vortrag. Seitdem erschienene Literatur konnte bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr eingearbeitet werden. – Soziale Unterschiede wurden vornehmlich in der Grabkonstruktion und Lage des Grabes sichtbar, zum Teil auch in der Wahl eines kostbaren Textils, wie Reste von Goldlahn in manchen ansonsten beigabenlosen Gräbern zeigen. Ob die Leichen generell mit einem zu Lebzeiten getragenen Gewand bekleidet waren, wobei dann offenbar auf metallenes Zubehör und Schmuck verzichtet wurde, oder sie schlichte Totengewänder trugen und in Leichentücher gehüllt wurden, ist von der Forschung noch nicht ausreichend geklärt worden, vgl. dazu jetzt für den Trierer Raum Reifarth 2013. – Überblick zur Grab-, Bestattungs- und Beigabensitte im westlichen Mittelmeerraum bei Bierbrauer 2003; Südspanien: FlÖrchinger 1998; Italien: Riemer 2000; Nordafrika: Eger 2009; Eger 2012. von Rummel 2007, bes. 386–400; vgl. auch von Rummel 2008, 157–164; von Rummel 2009. – Seitdem hat von Rummel noch mehrfach zur Deutung barbarischer Kleidung und Grabfunde geäußert, ohne dass sich die dort vorgetragene Meinung substanziell von seiner 2007 erschienenen Arbeit unterscheidet. Diese bliebt daher im nachfolgenden Beitrag der maßgebliche Bezugspunkt. 237 CHRISTOPH EGER Abb. 1. Karte des Mittelmeerraumes mit Lage der drei Gräber: 1 Pax Julia/Beja, Portugal; 2 Capraria/Capraia, Italien; 3 Thuburbo Maius/Henchir Kasbat, Tunesien. licher lauten, weil unterschiedliche Modellvorstellungen über die Ausbreitung frühgeschichtlicher Sachkultur und abweichende Ansichten über Wesen und Identität der spätantiken Personenverbände die Analysen konditionierten. Bleiben wir bei der Auswertung der Bodenfunde, so gewinnt man allerdings den Eindruck, dass sich der Blick mitunter zu sehr auf die zur Debatte stehenden Grabinventare verengt. Eine weiträumigere Kontextualisierung der Funde und Befunde scheint notwendig, welche die zeitgleiche Sachkultur und das Brauchtum in den unterschiedlichen Regionen des Mittelmeerraumes und der angrenzenden nördlichen Peripherie stärker einbezieht, um die in der Diskussion eingebrachten Begriff alt und neu bzw. innovativ, fremd und einheimisch, barbarisch, germanisch, reiternomadisch, hunnisch und (provinzial-)römisch oder -byzantinisch präziser zu fassen. Mit dem Kriegergrab von Pax Julia/Beja im südlichen Portugal, dem Kriegergrab am Hafen von Capraria/Capraia auf der kleinen gleichnamigen italienischen Insel und dem Grab des vandalischen Vornehmen Arifridos, der in der Tempelkirche von Thuburbo Maius/Henchir Kasbat im nördlichen Tunesien seine letzte Ruhe fand, stehen nachfolgend drei Gräber männlicher Individuen im Vordergrund, die zu den erwähnten, mit goldenen oder vergoldeten Beigaben ausgestatteten Gräbern gehören und in der Diskussion um die Interpretation frühvölkerwanderungszeitlicher Grabfunde im Mittelmeerraum zuletzt eine zentrale Rolle spielten (Abb. 1)3. 3 Alle drei Gräber wurden unter je verschiedenen thematischen Schwerpunkten exemplarisch von Ph. von Rummel analysiert von Rummel 2007, 337–353. 238 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM DIE GR ABBEFU NDE Das Grab des Kriegers von Pax Julia/Beja wurde im späten 19. Jahrhundert zufällig bei Bauarbeiten für den städtischen Friedhof am Konvent Sta. Clara nordwestlichen der antiken Stadt, extra muros, gefunden und ausgehoben (Abb. 2)4. Offenbar handelte es sich um ein rechteckig (aus Stein- oder Ziegelplatten?) eingefasstes Grab mit dachförmigem Aufbau aus tegulae, das inmitten einer antiken Nekropole lag, von der allerdings kaum etwas bekannt ist. Die Grabbeigaben wurden zunächst von privater Seite erworben und dann an das Museum von Belém (heute: Museu Nacional de Arqueologia in Lissabon-Belém) und das Museum von Beja veräußert. Die schwierige Fundgeschichte hat dazu geführt, dass weder über die genaue Abb. 2. Lageskizze des Kriegergrabes von Pax Julia/ Zusammensetzung noch hinsichtlich der Frage, Beja, Portugal, mit der römischen und mittelalterlichen Stadtmauer und den Hauptob das Inventar überhaupt vollständig überliefert einfallstraßen. Schwarzer Punkt: Kriegerwurde, Klarheit besteht. Nach den Recherchen von grab. Ohne M. K. Raddatz und G. G. König gilt es heute als ausgemacht, dass ein langes zweischneidiges Schwert mit Parierstange, ein goldgefasster Solitär, eine Schnalle mit cloisonnéverziertem Bügel und Beschlag und eine beschlaglose, ebenfalls cloisonnéverzierte Schnalle aus dem Grab stammen (Abb. 3–4)5. Auf das Grab des Arifridos war man 1920 bei systematischen Ausgrabungen der franco-tunesischen Antikendirektion in einem - wohl nachträglich - abgetrennten Vorraum des südlichen Seitenschiffs der Kirche im ehemaligen Baal-Tanit-Tempel gestoßen (Abb. 5a)6. Seine Lage war durch einen ebenerdigen Mosaikepitaph angezeigt worden, dessen Inschrift „Arifridos in p[ace] vixit annos XX[...] depositus die[...] idus Novemb[res]“ lautet (Abb. 5b)7. Die eigentliche Gruft befand sich knapp 1 m unterhalb des Mosaikepitaphs und war von Steinplatten abgedeckt. Sehr wahrscheinlich hatte man den Verstorbenen in einen Holzsarg gebettet, von dem sich allerdings nur elf Eisennägel mit anhaftenden Holzresten erhalten haben. Ferner wurden in dem Grab angetroffen: eine Ovalscheibenfibel aus Gold mit einem gefassten, facettierten Bandachat, zwei kleine Schnallen aus Gold mit einem D-förmigem Beschlag mit Granatcabochon sowie eine heute nicht mehr auffindbare bronzene Schnalle ähnlicher Form, deren Stein- oder Glaseinlage ausgefallen ist (Abb. 6) 8. Aufzeichnungen zur Lage der Objekte im Grab oder eine Abbildung vom Grabinnern fehlen. Der Grabfund von Capraria/Capraia wurde 1988 entdeckt. Bauarbeiten am Hafen von Capraia machten seit 1983 mehrere Notgrabungen notwendig, bei denen Baustrukturen des 1. bis 5. Jhs. zutage kamen, die offenbar zu einer villa maritima gehören (Abb. 7). Für die frühchristliche Zeit vermuteten die Ausgräber eine Umwandlung der Villa in einen auch aus den Schriftquellen bekannten monastischen 4 5 6 7 8 Zu den spärlichen Informationen über den Befund und Kontext des Grabes vgl. KÖnig 1981, 346–352; von Rummel 2007, 342f.; Palma Santos 2008. Jüngst zählte A. I. Palma Santos eine weitere Schnalle mit rundem Cloisonné-Beschlag zum Inventar (Palma Santos 2008, 364f.), die zuvor von König aus dem Inventar ausgeschieden wurde und ihm zufolge von unbekanntem Fundort aus Galizien stammt (KÖnig 1981, 347–349; Taf. 52d). Poinssot 1921; Poinssot–Lantier 1934; KÖnig 1981, 311f. Abb. 6d; von Rummel 2007, 337f.; Aillagon 2008, 334–336 (T. Ghalia); zur Lage in der Kirche vgl. KÖnig 1981, 332 Abb. 11. Zum Mosaikepitaph Poinssot 1917, 129f. Nr. 46; KÖnig 1981, Taf. 48c; zuletzt mit Farbabbildung: Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2009, 363 Nr. 305 (T. Ghalia). KÖnig 1981, 311 Abb. 6d; von Rummel 2007, 340 Abb. 46; Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2009, 363 Nr. 306 (Ch. Eger). 239 CHRISTOPH EGER Abb. 3. Kriegergrab von Pax Julia/Beja, Portugal. Schnallen und Zierknopf der Schwertperle. Ohne M. Abb. 4. Kriegergrab von Pax Julia/Beja, Portugal. Grabinventar. 1 M. ca. 1:5; 1a M. 1:2,5; 1b M. 1:2; 2–4 M. 2:3. Komplex9. Auf eine bis heute währende Kultkontinuität vor Ort deutet die über den antiken Ruinen errichtete Kirche S. Maria Assunta, in deren nächster Umgebung u. a. zwei Gräber des 5. Jhs. zutage kamen. Außer einem beigabenlosen Amphoragrab zählt hierzu ein bei der Verlegung eines Telefonkabels an der Via dell´Assunzione nordöstlich der Kirche angetroffenes Steinplattengrab10. Die mit tegulae abgedeckte Gruft enthielt das Skelett eines erwachsenen, 1,74 m großen Mannes von 25 bis 30 Jahren11, der mit seinem Zubehör bestattet worden war. Es fanden sich eine große und eine kleine Schnalle mit jeweils hochrechteckigem, einlageverziertem Laschenbeschlag, ein Schwert und ein Messer (Abb. 8)12. Leider fehlen auch für dieses Grab eine zeichnerische oder fotografische Befunddokumentation sowie Angaben zur Lage der Beigaben im Grab. Barbarische Elite oder rÖmische Militäraristokratie Obwohl alle drei Gräber in ganz unterschiedlichen Regionen des westlichen Mittelmeerraums zutage kamen, weisen sie durch die Art und Weise ihrer Bestattung bestimmte Gemeinsamkeiten auf. Sie lagen innerhalb spätantiker Nekropolen, heben sich jedoch hinsichtlich ihrer Beigaben deutlich von 9 10 11 12 Ducci–Ciampoltrini 1991, 53f. Zur knappen Beschreibung des Grabes vgl. Ducci–Ciampoltrini–Bedini 1992, 369f. Zur anthropologischen Analyse E. Bedini in: Ducci–Ciampoltrini–Bedini 1992, 373–376. Zum Inventar und der Interpretation des Grabfundes Ducci–Ciampoltrini 1991, 54–59; Ducci–Ciampoltrini–Bedini 1992, 370–372. 240 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM B A Abb. 5. A Thuburbo Maius/Henchir Kasbat, Tunesien. Kirche im Baal-Tanit-Tempel mit Lage der beiden vandalischen Bestattungen. B Mosaikepitaph des Arifridos. den übrigen Gräbern ab, soweit sich das rekonstruieren lässt13. Nur in Thuburbo Maius wurde ein weiteres, in seiner Ausstattung mit goldenem, teilweise fremd wirkendem Zubehör vergleichbares Grab einer Frau gefunden, das in geringer Entfernung von demjenigen des Arifridos im Atrium der Kirche angelegt worden war (Abb. 5a)14. Die drei Gräber können anhand des persönlichen Zubehörs und der Waffen in das zweite Viertel bis mittlere Drittel des 5. Jhs. datiert werden, wobei das Grab von Beja etwas älter sein dürfte als dasjenige von Capraia15. Die Zeitspanne fällt in die frühe Phase der Völkerwanderungszeit, und die Vorstellung, dass die Bestatteten im Rahmen von militärischen Operationen oder Bewegungen barbarisch dominierter Personenverbände in den Mittelmeerraum „zugewandert“ sind, bestimmt denn tatsächlich auch seit längerem die Interpretation dieser Gräber. Der Krieger von Beja gilt als Vandale oder – mit anderer feinchronologischer Gewichtung – als westgotischer Krieger16. In Arifridos sieht die Forschung einen vandalischen Vornehmen, wobei in diesem Fall eine barbarische Herkunft zusätzlich 13 14 15 16 Die Befundlage und Dokumentation der Nekropolen ist wenig befriedigend, vgl. weiter oben. Für Thuburbo Maius liegt zumindest ein Plan vor, der auf zahlreiche weitere Bestattungen unmittelbar nördlich der Kirche hinweist (Merlin 1912, 359 Abb. 1). KÖnig 1981, 310–312 Abb. 6a–c; 332 Abb. 11; de Cacan de Bissy–Petit 1982, 194 (L. Ennabli); Schulze-DÖrrlamm 1986, 640 Abb. 50; Eger 2012, 361 Nr. 2–3, Taf. 5,18–19; 20,1–6. Zur Datierung des Grabfundes von Pax Julia/Beja vgl. KÖnig 1981, 351f.; Kazanski 2001, 403; Pinar–Ripoll 2008, 116f. – Thuburbo Maius/Henchir Kasbat: KÖnig 1981, 323f.; Quast 1999a, 116; von Rummel 2007, 338; Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2009, 363 Nr. 306 (Ch. Eger). – Capraria/Capraia: Ducci–Ciampoltrini 1991, 56; von Rummel 2007, 352. Vgl. von Rummel 2007, 344f. mit Überblick zu den älteren Vorschlägen; Palma Santos 2008, 364: westgotisch; Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2009, 145 Nr. 113 (A. Wenzel): Grabfund dem frühen ostgermanischen Horizont zugewiesen, Verbindung mit Vandalen, Alanen und Sueben nicht ausgeschlossen. 241 CHRISTOPH EGER Abb. 6. Thuburbo Maius/Henchir Kasbat, Tunesien, Grabinventar des Arifridos. M. 2:3. durch die Nennung des germanischen Namens Arifridos in der Mosaikinschrift abgesichert scheint17. Für den Krieger von Capraia wurde von den Ausgräbern nach Analyse des Grabinventars und der Beigabensitte eine fränkische oder alamannische Herkunft erwogen. Möglicherweise handele es sich um einen Angehörigen der Armee des Avitus, die 455 von Südgallien aus nach Rom einschiffte und bekanntermaßen vorwiegend aus Söldnern westgermanischer Herkunft bestand18. Das seit längerem bevorzugte „ethnische“ respektive „migrationistische“ Interpretationsmodell ist jedoch in den letzten fünfzehn Jahren zunehmend auf Ablehnung gestoßen. Die Kritik wurde zum einen von grundsätzliche Überlegungen a) zum Wesen der Ethnizität, b) zur Methodik der ethnischen Deutung in der Archäologie und c) zu den historischen Grundlagen bestimmt, und zum anderen von einer Neuinterpretation der archäologischen Hinterlassenschaften und ihrer kulturellen Verortung. In der deutschsprachigen Forschung verbindet sich eine umfassende Kritik mit dem Namen S. Brathers, der in seinem 2004 erschienenen Buch „Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie. Geschichte, Grundlagen und Alternativen“19 darlegte, dass die Suche nach ethnischer Identität im archäologischen Fundmaterial zum Scheitern verurteilt sei, weil ihr durch die Ergebnisse der modernen ethnologischen und soziologischen Forschung zu Ethnos und ethnischer Identität die methodischen Grundlagen entzogen worden seien und seitens der modernen Geschichtsforschung auch die historischen Grundlagen. So lasse die heterogene und wechselhafte Zusammensetzung der spätkaiserzeitlichen und frühmittelalterlichen gentes an der – lange Zeit hindurch unterstellten – überragenden Bedeutung ethnischer Identität für die Angehörige der Personenverbände zweifeln. Es sei kaum davon auszugehen, dass sich in den Bestattungsbräuchen, in der Kleidung des Toten und erst 17 18 19 Zu den älteren Deutungen von Rummel 2007, 338f.; Aillagon 2008, 334–336 (T. Ghalia): vandalisch; Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2009, 363 Nr. 306 (Ch. Eger): vandalisch. – Zweifel an der Aussagekraft des Namens für eine barbarische Identität bei Merrills/Miles 2010, 86f. Ducci–Ciampoltrini 1991, 59; Ducci–Ciampoltrini–Bedini 1992, 371; vgl. dazu von Rummel 2007, 352. Brather 2004. Speziell zur Frage von Kleidung und Grabfunden: Brather 2008. 242 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM recht nicht in einzelnen Beigaben primär ethnische Zugehörigkeit widerspiegele. Auch auf internationaler Ebene mehrte sich in den letzten Jahren die Kritik an der ethnischen Deutung archäologischer Funde und Befunde, wie allein drei jüngst zum Thema erschienene Kongressbände belegen20. Seitens der italienischen Forschung sei stellvertretend C. La Rocca genannt, die schon seit längerem eine ethnische Interpretation der ostgotischen und langobardischen Grabfunde zurückweist und ihre Einwände zuletzt am Beispiel der Frauengräber vorgetragen hat21. Der Grundtenor aller vorgebrachten Einwände ist ein ähnlicher und wurde jüngst von Cs. Bálint in einem Beitrag zur ethnischen Frage im Karpatenbecken und dem eurasischen Raum auf den Punkt gebracht: Er sprach schlicht von „the ethnic irrelevance of the archaeological material“ und von einem „lack of connection between ethnicity and the archaeological remains.“22 Ethnische Deutung als Suche nach der kulturellen Verortung der Bestatteten Ziel des vorliegenden Beitrages ist keine Auseinandersetzung mit der generellen Kritik an der ethnischen Deutung, den methodologischen und historischen Argumenten, obwohl dies notwendiger denn je erscheint, weil Abb. 7. Capraria/Capraia, Italien. Plan der manche Kritik zu undifferenziert ausfällt oder auch auf antiken Gebäudestrukturen (B KrieMissverständnissen beruht. So wird öfters von Gegnern gergrab). wie Befürwortern die ethnische Deutung mit der Suche nach ethnischer Identität gleichgesetzt. Ein gutes Beispiel hierfür liefert die oben zitierte Bemerkung Bálints über den fehlenden Zusammenhang von archäologischen Überresten und Ethnizität. Tatsächlich ist die ethnische Deutung ein Verfahren, das in erster Linie Grabbefunde anhand bestimmter Merkmale der Sachkultur und des Brauchtums – namentlich aus den Bereichen Kleidung (-szubehör) und Totenbrauchtum – umschreiben und nach Möglichkeiten mit historisch bekannten Gesellschaften in Beziehung setzen möchte, ohne dass sichere Aussagen darüber getroffen werden, welche Bedeutung diese Merkmale und Besonderheiten im Bewusstsein der bestatteten Personen hatten. Es handelt sich also um eine „äußere“ Beschreibung von typischen Merkmalen, die Personen (-verbände) von ihrer Umgebung abheben. Im Vordergrund steht also die kulturelle Verortung im Raum-Zeit-Gefüge. Dass häufig genug die dabei feststellbaren Grenzen sehr viel weiter gezogen werden müssen und nicht die wünschenswerte Schärfe aufweisen, um einzelne Ethnien voneinander zu scheiden, unterstreicht diesen Unterschied zwischen „ethnographischer“ Interpretation und ethnischer Identität. Gerade im 5. Jh. sind seitens der Archäologie nur größere Einheiten befriedigend voneinander abzusetzen, darunter die „(ostgermanisch-)donauländische“ Kultur des Mitteldonauraums, die eine ganze Anzahl von gentes umfasst23. Eine nähere Ansprache scheint dann möglich zu sein, wenn sich einzelne, namentlich bekannte Verbände in geographisch weit ent20 21 22 23 Pohl–Mehofer 2010; QuirÓs Castillo 2011; Ebanista–Rotili 2011. La Rocca 2011. Bálint 2010, 161, 164. – Allerdings sah Bálint die archäologische Kultur mit einer von politischen Grenzen diktierten kulturellen Identität verbunden, die mit dem Schicksal der politischen Einheiten stehe und falle: Bálint 2010, 166. Dazu ausführlich Bierbrauer 2008. 243 CHRISTOPH EGER fernte und kulturell andersartige Gebiete begeben und noch nicht vollständig akkulturiert bzw. assimiliert sind24. Der vorliegende Beitrag beschränkt sich auf Aspekte der archäologischen Fund- und Befundinterpretation und untersucht, ob die die kulturellen Besonderheiten bzw. die Verbreitung bestimmter archäologischer Phänomene im 5. Jh. sinnvoll mithilfe einer ethnischen Deutung im zuvor geäußerten Sinn und der Migration von Personen(-verbänden) zu erklären sind, oder ob alternative Überlegungen weiterführen, die sich an den Paradigmata eines „spatial turn“ bzw. „cultural turn“ orientieren. Diese Alternative zog Ph. von Rummel für die von ihm als „Prunkgräber“ bezeichneten Bestattungen des 5. Jhs. aus dem Mittelmeerraum vor25. Seiner Meinung nach spiegele sich in der Grabausstattung nicht die barbarische, fremde Herkunft der Bestatteten, sondern eine neue Form des gesteigerten Repräsentationsbedürfnisses der spätrömischen Militärelite. Dahinter steht ein dichotomisches Bild der führenden Gesellschaftsschichten des Weströmischen Reichs, dessen Innenpolitik im 5. JahrhunAbb. 8. Capraria/Capraia, Italien. Grabinventar des Kriedert durch die wachsende Rivalität zwischen gergrabes. 1–3 M. 2:3; 4 ca. 1:4. neuer Militärelite und alter Senatsaristokratie geprägt worden sei. Dem starken, von den überkommenen Bildungs- und Erziehungsidealen, der paideia, geprägten Selbstverständnis der Senatoren habe die Militäraristokratie wenig entgegenzusetzen gehabt, weshalb sie auf neue, identitätsstiftende Repräsentationsformen setzte: Unter den weiblichen Angehörigen begann sich eine zuvor im spätrömischen Reich unbekannte Kleidungsweise mit paarig an den Schultern getragenen Fibeln, oft mit einer metallenen Gürtelschließe kombiniert, durchzusetzen. Gleichzeitig sei man zu glanzvollen Bestattungszeremonien übergegangen, bei der der Tote in vollem Ornat, d. h. mit angelegtem Schmuck und Zubehör aufgebahrt wurde: Frauen in der beschriebenen Kleidung, Männer, also Offiziere und Generäle, in ihrem militärischen Dienstkostüm mit cingulum und gegebenenfalls auch mit Mantelfibel und Waffe. Von Rummel sah in den Bestatteten typische Vertreter der spätrömischen Militärelite, deren Kleidungszubehör und Waffen er als im weitesten Sinne römisch kennzeichnete. Das sich hinter dem ein oder anderen auch ein Germane, wie etwa Arifridos, verberge, wird von ihm nicht geleugnet. Doch sei die neue Bestattungs- und Klei- 24 25 Dass sich aus der heterogenen Zusammensetzung der Verbände, der begrenzten archäologischen Quellenlage und den unterschiedlichen Modellen zur Ausbreitung und Verbreitung von Sachformen und kulturellen Merkmalen weitere Probleme im Zusammenhang mit der ethnischen Deutung ergeben – als Stichwort ist hier die strittige Frage der personalen Mobilität genannt –, sei hier nur angedeutet. von Rummel 2007, bes. 386–406. Ob gerade bei den vorliegenden drei Gräbern von Prunkbestattungen bzw. -gräbern gesprochen werden kann, ist allerdings zweifelhaft. S. dazu weiter unten. 244 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM dungsweise eher zufällig von den Vandalen und Alanen in Nordafrika etabliert worden, weil diese eben in der fraglichen Zeit die spätrömische Militärelite in der Diözese Africa gebildet habe26. Eine andere, vermittelnde Position zwischen dieser und der ethnischen Deutung bezog D. Quast in einem anregenden Beitrag zu den völkerwanderungszeitlichen Prunkgräbern: So hielt er die Frage, wer in den Prunkgräbern bestattet war – krisengeschüttelte lokale Oberschichten oder Zuwanderer – „nicht endgültig für entschieden“; aber er betonte, dass das Bestattungszeremoniell mit reicher Beigabenausstattung wohl vornehmlich von der barbarisch geprägten militärischen Eliten und ihrem Umfeldes verstanden und befördert worden sei: „In sich verändernden bzw. sich neu entwickelnden politischen Situationen demonstrierten einzelne Familien durch reiche Grablegen ihre herrschaftlichen Ansprüche.“27 Hier wurde einerseits von einer allzu stark auf das Gegensatzpaar römisch-germanisch oder römisch-barbarisch aufbauenden ethnischen Deutung abgerückt und andererseits doch das Andersartige, zum Teil Fremde der Bestattungs- und (weiblichen) Kleidungssitte und manches Sachgutes hervorgehoben. Freilich steht bei Quast die Frage der Adaption stärker im Vordergrund, die nicht von vorneherein auf die eine oder andere ethnische Gruppe festgelegt wird. Als zentrales Thema erweist sich somit die kulturelle Verortung dieser Elite anhand der archäologischen Sachformen sowie der Sitten und Gebräuche. Beides kann wichtige Hinweise auf die Herkunft und Zusammensetzung der Elite liefern. Aber was lässt sich im 5. Jahrhundert überhaupt als barbarisch oder vielleicht sogar genauer als (ost-)germanisch oder reiternomadisch und was als römisch oder mediterran bezeichnen? – Während die Forschung inzwischen sehr vorsichtig mit einer barbarischen oder germanischen Zuschreibung geworden ist oder diese ganz meidet, wird mit den Attributen „römisch, byzantinisch, mediterran“ oft leichtfertig umgegangen. So versuchte beispielsweise von Rummel, alle Artefakte der vorliegenden Grabfunde als „römisch“ oder „mediterran“ zu kennzeichnen und zwar im Sinne einer circummediterranen, nicht weiter differenzierbaren Verbreitung. Es handele sich entweder um typische Accessoires des reichsrömischen Militärs oder aber um Modeerscheinungen, die sich schnell im gesamten Reichsgebiet ausbreiteten28. Nachfolgend wird daher explizit zu prüfen sein: 1) Sind alle Funde der drei vorliegenden Männergräber als im weitesten Sinn römisch zu charakterisieren und gehörten sie zur geläufigen Ausrüstung des römischen Militärs im 5. Jh.? – Dass gerade auf die zweite Teilfrage keine abschließende Antwort möglich ist, bedarf wohl kaum weiterer Erläuterung. Um hier zu tragfähigen Ergebnissen zu gelangen, wäre eine umfassende Studie zur Herkunft der Rekruten und Ausrüstung der spätrömischen Armee des 5. Jhs. erforderlich. Das ist, besonders für den Zeitraum nach 430, ausgesprochen schwierig29. 2) Lassen sich die beigabenführenden Gräbern des frühen bis mittleren 5. Jhs. übereinstimmend als Prunkbestattungen und besonderes Phänomen der weströmischen Militärelite bezeichnen? – Hier ist zum einen die soziale Wertigkeit der einzelnen Bestattungen zu überprüfen, zum anderen die Bestattungs- und Beigabensitte des 5. Jhs. im Mittelmeerraum anhand von Fallbeispielen in den Blick zu nehmen. 26 27 28 29 Vgl. von Rummel 2007, 400: „Ein Frauengrab wie etwa jenes von Karthago-Koudiat Zâteur kann in diesem Sinn als bewusste Demonstration von Angehörigen der spätrömischen Militärelite, die im Vandalenreich identisch mit ´den Vandalen` ist, angesehen werden.“ Quast 2009, 378. Vgl. von Rummel 2007, 192, 292, 310; 331, 400, 404. Ohne eingehendere Betrachtung auch bei von Rummel 2007 (vgl. seine kurzen Bemerkungen: von Rummel 2007, 121, 155, 181, 230, 386, 392), obwohl dies essentiell für seine Thesen gewesen wäre. – Zur römischen Armee des 5. Jhs. aus historischer Sicht: Whitby 2000; Richardot 2005, 70–73, 323–347; Erdkamp 2007, 477–531; Le Bohec 2010, 243–260. Zum diffizilen Foederatenbegriff im 5. Jh. vgl. Scharf 2001, 26–35. – Wie die Ausrüstung und das Zubehör der römischen Truppen auf reichsweiter Ebene nach dem ersten Drittel des 5. Jhs. aussahen, liegt weitgehend im Dunkeln und kann nicht als bekannt vorausgesetzt werden. 245 CHRISTOPH EGER RÖmisch oder barbarisch, einheimisch oder fremd – ZubehÖr und AusrÜstung der Gräber 1. Die Schwerter Sowohl die Spatha aus Beja als auch diejenige aus Capraia wurden in der Vergangenheit als Fremdformen interpretiert, die aus einer anderen Region des römischen Reichs bzw. von außerhalb der Reichsgrenzen stammen. Nach kritischer Überprüfung der angeblich für eine Fremdherkunft sprechenden formenkundlichen Merkmale sah von Rummel sich zu einer gegenteiligen Bewertung berechtigt. So kam er zu dem Schluss, dass beide Blankwaffen letztlich als mediterrane bzw. römische Waffen gelten könnten, die keine Aussage über einen fremden kulturellen Habitus oder gar eine fremde Herkunft des Kriegers erlauben.Die Spatha von Beja zeichnet sich durch ihre besondere Länge bei vergleichsweise schmalem Blatt, eine lang ausgezogene Spitze und durch die massive eiserne Parierstange mit einem Zierblech aus einreihigen Zelldekor aus. Ein loses Metallfragment wurde von G. König als Rest des massiven Knaufs erkannt und in der Rekonstruktionszeichnung des Griffteils berücksichtigt (Abb. 3,1a–b)30. Das Nationalmuseum in Lissabon hat allerdings bis heute darauf verzichtet, das Stück am Original anzusetzen31. Zum Zubehör des Schwerts dürfte außerdem ein goldgefasster Cabochon zählen, der erstmals von H. Dannheimer als magischer Schwertanhänger gedeutet wurde (Abb. 3,3; 4,3)32. Lange Zeit galt eine östliche Herkunft der Schwerter mit breiter, verzierter oder unverzierter Parierstange als sicher, die nach Menghin als „pontischer Typ“ (mit Cloisonné-Verzierung) und „asiatischer Typ“ (ohne Cloisonné-Verzierung der Parierstange) benannt werden33. Zu diesem Ergebnis kam auch B. Anke, wobei er den Ursprung der breiten Parierstange im eurasiatischen Steppenraum wahrscheinlich machen konnte34. Die Zusammenstellung der völkerwanderungszeitlichen Exemplare zeigt zwei deutliche Schwerpunkte einerseits im nordöstlichen Schwarzmeerraum und dem Kaukasusvorland, wo Exemplare mit Cloisonné-Verzierung überwiegen, und andererseits im Karpatenbecken, wo fast ausschließlich Schwerter mit unverzierter, massiv eiserner Parierstange vorkommen (Abb. 9)35. M. Kazanski wies jedoch darauf hin, dass wenigstens die Exemplare mit cloisonnéverzierter Parierstange einem deutlichen mediterranen Einfluss unterliegen würden, den er u. a. an den Dekorformen des Zellwerks festmachte36. Darauf aufbauend suchte von Rummel den Nachweis zu führen, dass es sich bei den Schwertern mit cloisonnéverzierter Parierstange durchaus um römische Waffen handeln könne, die - wie in Beja - „nicht als fremd aufgefallen [wären].“37 In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass bereits in der mittleren Kaiserzeit Schwerter mit Parierstangen im römischen Reich bekannt waren. Dabei handelt es sich aber um massive, relativ kurze, kaum über die Klingenbreite hinausgehende Parierstücke, die nur in Verbindung mit Ringknaufschwertern vorkamen und nach dem 3. Jh. nicht mehr nachweisbar sind38. Ferner folgte er der chronologischen Einschätzung Kazanskis, der die Spathen von Pannonhalma und Beja zu den ältesten Exemplaren mit cloisonnéverzierter Parierstange rechnete, „was [...] eine Rückführung auf ältere Vorgänger im Osten unmöglich macht.“ Eine 30 31 32 33 34 35 36 37 38 KÖnig 1981, 348 Abb. 20, Taf. 51; vgl. auch Miks 2007, 543 A43, Taf. 143,A43 (Wiedergabe einer älteren Zeichnung ohne den von König rekonstruierten Knauf). Ohne Knauf wurde die Spatha zuletzt auch in der großen Völkerwanderungszeit-Ausstellung in Venedig präsentiert: Aillagon 2008, 365 Abb. e. Dannheimer 1961, 466f. Abb. 1,3a–c. So grundlegend Werner 1956, 38–43; Menghin 1994/95, 165–186; für die Spatha aus Beja Raddatz 1959, 145f. Vgl.; hierzu von Rummel 2007, 346. Anke 1998, 75: Eigenständige Entwicklung des Schwertes mit lang ausgezogener und schmaler Klinge sowie mit massiver Parierstange in den eurasiatischen Steppengebieten zu erkennen. Vgl. hierzu Miks 2007, 133; 197f. Kazanski 1996, 120 Abb. 8; ders. 2001, 411 Abb. 13; vgl. auch Anke 1998, 216f. Karte 6–6a. Kazanski 2001, 408f. von Rummel 2007, 350. Schwerter mit Ringknauf und kurzem massivem Parierstück gelten außerdem als sarmatisch beeinflusst, vgl. dazu Anke 1998, 74; Miks 2007, 185f. 246 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Abb. 9. Verbreitung der völkerwanderungszeitlichen Schwerter mit Parierstange. gegenüber der Spatha von Beja jüngere Zeitstellung der bislang bekannten pontischen Exemplare ist durchaus diskussionswürdig: Die Schwerter aus Lermontovskaja Skala und Mokraja Balka Grab 123 dürften beispielsweise mit Beja annähernd gleichalt sein39. Auch das Argument, dass eine so bedeutende waffentechnische Innovation wie die massiv eiserne Parierstange kaum an der Entwicklung der römischen Blankwaffen vorbeigegangen sein kann, ist wenig plausibel, weil für solche Prozesse keine Gesetzmäßigkeiten feststellbar sind: Wie bereits das Beispiel der mittelkaiserzeitlichen Parierstangen zeigte, sind manche Neuerungen nur in begrenztem Umfang und für begrenzte Dauer übernommen worden, manche wohl auch gar nicht. Die ausgezogene Parierstange gehört, darin sind sich verschie- 39 Kazanski 2001, 400 Abb. 9, 404 Abb. 11. Abweichende chronologische Einschätzung bei Pinar–Ripoll 2008, 117: Beja sei eines der jüngsten Schwerter mit massiv eiserner Parierstange westlich der mittleren Donau. – Bezüglich der Formenkunde und Chronologie der cloisonnéverzierten Schwerter aus dem Nordkaukasus ist auf ein größeres noch unpubliziertes Konvolut aus ehemaligem russischem Privatbesitz hinzuweisen, das zu einer Neubewertung entsprechender Schwerter führen könnte. Freundl. Mitt. von I. Akhmedov, Moskau. 247 CHRISTOPH EGER dene Autoren einig, zu den waffentechnischen Besonderheiten, die gerade keinen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der mittel- und westeuropäischen Blankwaffen nahm40. Als scheinbaren Beleg für die Verwendung von Spathen mit breiter Parierstange im römischen Heer führte von Rummel eine Silberschale valentinianischer Zeit an, die im 18. Jahrhundert in der Umgebung von Genf gefunden wurde (Abb. 10)41. Die zuletzt von A. Arbeiter ausführlich besprochene Schale zeigt in stark abgeriebenem Relief einen Kaiser in Paraderüstung inmitten von sechs Leibgardisten42. Anhand der am oberen Rand umlaufenden Inschrift: „Largitas D(omini) N(ostri) Valentiani Augusti“, der stilistischen Einordnung der Schale in die fortgeschrittene zweite Hälfte des 4. Jhs. und ikonographiAbb. 10. Silberschale mit Darstellung Valentinians II. scher Überlegungen konnte Arbeiter die Schale aus der Umgebung von Genf, Schweiz. Ohne mit Kaiser Valentinian II. verbinden43. Im unteren M. (der Pfeil weist auf den Griff des kaiserliZwickel der Schale, zu Füßen des Kaisers und der chen Schwertes). Gardisten, sind von links nach rechts ein Schild, ein mit seinem Ende darauf liegendes Schwert und ein Helm mit Kammbusch abgebildet. Das in einer Scheide mit leicht abgesetztem rechteckigem Ortband steckende Langschwert weist eine ausgeprägte Parierstange und außerdem einen profilierten Griff mit Knaufabschluss auf. Formal lässt sich das Schwert daher durchaus der Spatha von Beja nach dem Rekonstruktionsvorschlag Königs an die Seite stellen. Aber: Gehörten Schwert, Schild und Helm, wie von Rummel glaubte, tatsächlich zur Ausrüstung des Kaisers? – Das ist nach allen ikonographischen Regeln wohl kaum der Fall: Die lose, wie „hingeworfene“ Anordnung der Waffen zu Füßen des Kaisers weist darauf hin, dass es sich bei Schild, Schwert und Helm um Spolien der besiegten Feinde handelt. Im Falle des Schwertes ist das völlig unzweifelhaft, weil der Kaiser mit einem anderen, gegürteten Schwert dargestellt ist. Wenngleich die Blankwaffe weitgehend verdeckt ist, so ragt der schlanke Schwertgriff deutlich sichtbar an der linken Hüfte des Kaisers hervor. Anders als bei dem zu Füßen liegenden Stück besteht der Knauf dieser Waffe aus einem kleinen abgesetzten Zapfen, während eine Parierstange, die diesen Namen verdient, nicht erkennbar ist. Der gesamte Griff entspricht sehr genau demjenigen des Schwertes, das Kaiser Honorius auf einer der beiden Tafeln des Elfenbein-Diptychon des Probus trägt (Abb. 11)44. Hierbei handelt es sich um eine Arbeit, die nach Volbach im Jahr 406 wahrscheinlich in Rom gefertigt wurde. Wie bei Valentinian so handelt es sich auch bei Honorius um ein am Schultergurt befestigtes Schwert, das einen schiffchenartigen Knauf mit Zapfen, und ein kurzes, kaum über die Scheidenbreite hinausreichendes Parierstück aufweist. Der Unterschied zu dem zu Füßen Kaiser Valentinians II. liegendem Schwert ist deutlich und ganz offensichtlich gewollt: Mit der Parierstange und dem pyramidenartigen Knauf hat der vermutlich in Mailand ansässige Toreut der Genfer Schale45 gerade keine Standardwaffe des kaiserlichen Heeres darstellen wollen, sondern ein Schwert, das für den zeitgenössischen Betrachter anhand weniger, charakteristischer Merkmale als gegnerische, barbarische Waffe zu erkennen war. 40 41 42 43 44 45 Anke 1998, 83; Miks 2007, 454, 456; Bierbrauer 2008, 39. von Rummel 2007, 349 Abb. 50. Arbeiter 2008. Arbeiter 2008, 56–58. Volbach 1976, 29f. Taf. 1. Zur vermutlichen Herstellung der Schale in Mailand vgl. Arbeiter 2008, 60. 248 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Dass die breiten Parierstangen des 5. Jhs. keine nachhaltige Wirkung auf die Entwicklung der mediterranen Blankwaffen beschieden war, zeigt die Entwicklung der Blankwaffen in Nordgallien und Südwestdeutschland: Zwar übernahm man dort die Cloisonnéverzierung an der kurzen Querstange des Griffabschlusses und auf der Scheide, doch die lang ausgezogene Parierstange fehlt unter den fränkischen und alamannischen Schwertfunden der Mitte und zweiten Hälfte des 5. Jhs.46 M. E. ist dieser Befund auch für die Verhältnisse im westlichen Mittelmeerraum von Bedeutung. So glaubte von Rummel unter Hinweis auf die bekannte Fundlücke im Mittelmeerraum die bei Kazanski publizierte Verbreitungskarte der Schwerter mit Parierstange dahingehend interpretieren zu können, „daß die tatsächliche ehemalige Verbreitung dieser Schwerter im Westen deutlich größer war [...].“47 Dagegen zeigen die Schwertformen ohne Parierstange zwischen Seine und Rhein sowie in Südwestdeutschland sehr deutlich, dass im Nordwesten des römischen Reichs und seiner vorgelagerten Peripherie andere Blankwaffenformen existierten und man dort Formen ohne ausgeprägte Parierstange bevorzugte. Geht man wie von Rummel von einem nachhaltigen Einfluss römischer Bewaffnung auf diese Gebiete aus und stellt dort keine Parierstangen fest, dann sollten demzufolge auch im westlichen Mittelmeerraum Schwerter ohne ausgeprägte Parierstange üblich gewesen sein. Ein weiteres Argument gegen eine östliche Herkunft der Spatha von Beja war seit dem Rekonstruktionsvorschlag Königs die vermutliche Existenz eines eisernen Knaufs (Abb. 3,1a)48. Denn unter den östlichen Schwerter mit breiter, massiver Parierstange war keines mit einem metallenen Knauf bekannt, während Abb. 11. Diptychon des Probus von 406, Tafel A. westliche Schwerttypen im allgemeinen einen von der Griffangel abgesetzten und ausgeprägten Knaufabschluss aufweisen. Mit J. Pinar und G. Ripoll ist allerdings auf die pannonischen Schwertfunde von Rakovac und Dunapentele/Dunáujvaros hinzuweisen, die jeweils einen Knaufabschluss besitzen (aber keine Parierstange)49. Dass im Mitteldonauraum beide Schwerttypen: solche mit eiserner Parierstange und solche mit Knaufabschluss getragen wurden, schien beiden Autoren geradezu charakteristisch für diese Region zu sein, so dass sie entgegen Kazanski und von Rummel letztlich auch eine mitteldonauländische Entwicklungslinie der Spatha von Beja für möglich hielten50. Inzwischen hat sich die Grenze der Schwerter mit massivem Knaufabschluss weiter nach Osten verschoben: Einen Knauf weist nämlich auch eine seit längerem im Historischen 46 47 48 49 50 Die Closionné-verzierten Parierstangen der Spathen von Tournai und Flonheim, Grab 5 reichen nur wenig über die Klingenbreite hinaus. Etwas länger ausgezogen ist nur die Parierstange der Spatha von Planig, Grab 1 (vgl. Menghin 1983, 181,215, 224). von Rummel 2007, 350. Kazanski 2001, 411; von Rummel 2007, 349f. Pinar–Ripoll 2008, 118, 130 Abb. 3–4. Pinar–Ripoll 2008, 118. 249 CHRISTOPH EGER Museum von Moskau aufbewahrte, von der Forschung bislang aber unbeachtete Spatha aus Kambulta im Nordkaukasus auf (Abb. 12). Mit knapp 87 cm gehört die Spatha zu den kürzeren zweischneidigen Schwertern des 5./6. Jhs. dieser Region, auch fehlt eine Parierstange51. Wenngleich sich das Stück nicht als unmittelbare Parallele der Spatha aus Beja eignet, mahnt es doch zur Vorsicht bei der Bewertung von Schwertern mit und ohne Knauf: Der kleine, massiv eiserne Abschluss der Griffangel von Beja kann nicht länger als Ausschlusskriterium einer östlichen Herkunft dieser Blankwaffe dienen. Nur am Rand erwähnt sei der gefasste Solitär aus Beja, der wahrscheinlich das zentrale Zierstück einer Schwertperle war (Abb. 3,3; 4,3). Dass dieses Fundstück nicht als zusätzlicher Beleg für eine östliche Herkunft der Spatha behandelt wird, hängt mit der komplexen Rezeptionsgeschichte der magischen Schwertanhänger zusammen. Denn obwohl die Anfänge dieses Brauchs nach Osten weisen, wo er erstmals in der frühsarmatischen Kultur nachweisbar ist, aber möglicherweise auf parthische Einflüsse zurückgeht52, wurden magische Schwertanhänger bereits in der Jüngeren Kaiserzeit auch weiter nordwestlich, besonders in Südskandinavien von germanischen Kriegern übernommen53. Ende des 4. und zu Beginn des 5. Jhs. setzte sich der Brauch bis nach Westeuropa durch, wie die zahlreichen Funde von Schwertperlen zwischen dem Karpatenbecken und Nordfrankreich in Kriegergräbern mit Schwertbeigabe belegen. Abb. 12. Spatha aus Kambulta; Historisches Museum Sehr wahrscheinlich durch ostgermanische und Moskau. M. 1:5. reiternomadische Gruppen vermittelt, weist die große Fundzahl auf eine schnelle und hohe Akzeptanz unter den westlichen Eliten hin. Für sich betrachtet, wäre die Schwertperle aus Beja deshalb zwar als eine ursprünglich aus dem Osten kommende Amulettbeigabe zu werten, aber nicht unbedingt als Indiz einer östlichen Herkunft des dort Bestatteten. Erst im Kontext der übrigen Beigaben aus Beja gewinnt letztere Überlegung an Gewicht. Eine ganz andere Entwicklung steht hinter der Spatha aus Capraia (Abb. 8,4; 13,1). G. Ciampoltrini hat bereits auf die enge Verwandtschaft zu einer Gruppe von Spathen im nordgallischen Gebiet hingewiesen, die von W. Menghin als Typ IIa (Samson-Oberlörick) bezeichnet wurde und mit der Gruppe A nach K. Böhner und nach M. Martin übereinstimmt54. Verbindlich ist eine 5 bis 5,5 cm breite, zweischneidige Klinge von rund 80 bis 85 cm Länge, die in eine Griffangel ohne auffällige Querstange 51 52 53 54 Es handelt sich um einen alten Ankauf. Für die Kenntnis des Schwerts danke ich I. Akhmedov, Historisches Museum Moskau. Weitere Informationen übermittelte mir freundlicherweise M. Kazanski, Paris. Werner 1956, 28f. Anke 1998, 108f. Menghin 1983, 154f.; Menghin 1994/95, 158–160; BÖhner 1987, 411; 413–416; Martin 1989, 122 Abb. 1; 124f. – Zuletzt zur Spatha aus Capraia: Miks 2007, 556, Abb A96. 250 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Abb. 13. 1 Capraia, Spathagriff und Scheidenmundblech; 2 Krefeld-Gellep Grab 43, Spathagriff und Scheidenmundblech. 3 Scheidenmundblech aus Capraia; 4 Samson; 5 Krefeld-Gellep Grab 43. Ohne M. oder massive Parierstange überleitet55. Ausschlaggebend für die Typzuweisung sind aber Merkmale der Schwertscheide, nämlich ein maskenverziertes Ortband, das jedoch bei der Spatha von Capraia fehlt, und ein verziertes Scheidenmundblech vom Typ Samson-Abingdon56. Unter den in einem flauen Kerbschnitt ausgeführten Scheidenmundblechen verdienen besonders diejenigen aus Krefeld-Gellep, Deutschland, Grab 43 (Abb. 13,2.5) und Samson, Belgien, Grab 11 (Abb. 13,4) nähere Beachtung, weil ihr Dekor dem in zwei Registern unterteilten Scheidenmundblech von Capraia stark ähnelt. Im oberen Register ist ein Zungenband zu sehen, während das untere Reste eines Tannenzweig- oder Fischgrätmusters bringt. Die Mehrzahl der Spathen vom Typ Samson-Oberlörick stammt aus Grabfunden im Rhein-MaasGebiet, einzelne Spathen sind außerdem aus Kent und aus Südwestdeutschland bekannt (Abb. 14). Aus dem südalpinen Raum, aus dem allerdings generell nur sehr wenige Spathen des 5. Jhs. vorliegen, stammen zwei Funde: aus Verona und aus Capraia, das zugleich - weit abgeschlagen - der südlichste Fundpunkt dieses Typs ist. Aufgrund des Verbreitungsbildes hatte bereits K. Böhner eine Herstellung in „einheimischen spätrömischen Werkstätten des Maasgebiets“ angenommen57. Anders, als dies von Rummel darstellte, ist aber nicht von einer regulären Produktion für das römische Heer die Rede; Böhner hielt den Schwertyp sogar explizit für eine germanische Schwertform, bei der spätrömische und nordische Dekorationselemente zur Anwendung gelangten58. Darüber lässt sich sicherlich streiten, doch sei gar nicht weiter auf die unbefriedigende römische oder germanische Zuweisung eingegangen, als vielmehr auf das besondere Verbreitungsbild: Es handelt sich ganz offensichtlich um eine regionale Schwertform, die nur in begrenzter Stückzahl in Nachbarregionen gelangte. Zwar lässt sich 55 56 57 58 Miks 2007, 130f.: Schwert vom Typ Illerup-Wyhl, „Tendenz“ Wyhl. Menghin 1983, 138; BÖhner 1987, 413. BÖhner 1987, 411; ähnlich Menghin 1983, 154: „in Werkstätten spätrömischer Tradition“. BÖhner 1987, 411. Den recht widersprüchlich anmutenden Umstand einer Herstellung von germanischen Schwertern in spätrömischen Werkstätten erläuterte er indes nicht genauer. Dachte Böhner hierbei an eine exklusive Anfertigung nach germanischem Geschmack/für germanische Eliten? 251 CHRISTOPH EGER Abb. 14. Verbreitung der Spathen vom Typ Samson-Oberlörick (Quadrat) sowie anderer Schwertformen aus dem mittleren 5. Jh. für die beiden einzigen südalpinen Vorkommen für sich genommen kaum eine Aussage darüber treffen, ob solche Schwerter häufiger vorkamen: Dazu ist die Quellenlage infolge fehlender Waffenbeigabe in den Gräber zu schlecht. Aber die Schwerter aus den südostenglischen und alamannischen Gräbern stammen aus Regionen, wo die Waffenbeigabe in Kriegergräbern üblich war. Von dort sind mehrheitlich andere Schwerttypen überliefert, die auf bestimmte Werkstattkreise und einen im Wesentlichen regional begrenzten Absatz hinweisen59. Die beiden italischen Stücke aus Verona – hierbei handelt es sich um eine einzelne Ortbandzwinge60 – und Capraia deuten also keineswegs eine weit nach Süden, bis in den westlichen Mittelmeerraum ausgedehnte Verbreitung des Typs Samson-Oberlörick an, die lediglich aus Gründen der Beigabensitte südlich der Alpen beinahe „unsichtbar“ bleibt61. Vielmehr sind beide Funde auch realiter vereinzelte Belege eines im Rhein-Maas-Gebiet hergestellten und überwiegend dort verwendeten Schwerttyps, den wahrscheinlich Krieger dieser Region auf ihrem Weg in den Süden mit sich führten. Eine alternative Vermittlung als Beute oder Geschenk kann zwar nicht ausgeschlossen werden. Um eine in der gesamten westlichen Reichshälfte geläufige römische Blankwaffe handelt es sich jedoch nicht. 2. Das Kleidungszubehör: Die Gürtelschnallen Von einem einschneidigen Messer des Kriegers aus Capraia abgesehen, bestehen die weiteren Funde aus den drei Männergräbern ausschließlich aus einlageverziertem Kleidungszubehör. Die kleine ovale 59 60 61 Vgl. dazu die Verbreitungskarten bei Menghin 1983, 163f. Abb. 92–93; BÖhner 1987, 450f. Abb. 15–16; Menghin 1994/95, 162 Abb. 17. Bierbrauer 1974, 563 Abb. 3. Das aber suggeriert die Darstellung von Rummels 2007, 353. 252 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Abb. 15. Verbreitung der goldcloisonnierten Kleinschnallen. Scheibenfibel mit gefasstem Sardonyx aus dem Grab des Arifridos steht in der Tradition spätrömischer Fibeln mit zentraler Steineinlage und lässt sich nur allgemein als mediterrane Goldschmiedearbeit des mittleren 5. Jhs. charakterisieren62. Ihr braucht an dieser Stelle nicht weiter nachgegangen werden, da sie sich wegen der geringen Gesamtzahl vergleichbarer Stücke nicht für Untersuchungen zur Werkstattfrage und regionalen Zuweisung eignet. Mehr Aufmerksamkeit verdienen die unterschiedlichen Schnallen aus allen drei Grabfunden, die zum Verschluss des Leib- und Schwertgurts oder auch als Schuhschnallen dienten. Die Zahl der bekannten Parallelfunde ist für alle vertretenen Formen groß genug, um Aussagen zu regionalen Verbreitungsschwerpunkten und damit zur vermutlichen Herkunft des Stücks (und des Trägers) zu treffen. Die Schnalle mit nierenförmigem, steinverziertem Beschlag aus Beja (Abb. 3,4; 4,2) gehört zu einer großen Gruppe von einander sehr ähnlichen Goldschnallen, deren Verbreitungsschwerpunkte im Mitteldonauraum und an der Schwarzmeerküste liegen (Abb. 15)63. Kennzeichnend für die zahlenmäßig größte Variante sind ein massiv goldener Bügel von kreisrunder, verdickter Form und ein runder Laschenbeschlag mit Zellwerk und außenständigen Niethülsen. Von dieser weicht das Stück aus Beja durch den einlageverzierten Bügel und die Nierenform von Beschlag und gefasstem Cabochon ab. Letzteres gilt als typologisch jüngeres Merkmal der in die donauländische Stufe D2 (400/410- 440/450, mit einem Schwerpunkt im jüngeren Abschnitt, entsprechend der Stufe D2b nach Bierbrauer) datierten Schnallen. Nur in wenigen Exemplaren ist die Formengruppe auch im südlichen Mitteleuropa und in Südwesteuropa vertreten. Aus Nordafrika liegt ein vereinzelter Nachweis aus dem vandalischen Frau- 62 63 Quast 2007, 273–276 Abb. 29B,1; Eger 2012, 193–195; 361 Nr. 1; Taf. 5,17, 20,7. Schmauder 2002 II, 121 Karte 14; Bierbrauer 2008, 40 Abb. 40. 253 CHRISTOPH EGER Abb. 16. Donauländisches Kleidungszubehör aus der Provinz Raetia II. engrab von Koudiat Zâteur vor 64. Bislang fehlen die Rundschnallen mit Rundbeschlag im gesamten östlichen und südöstlichen Mittelmeerraum sowie auf dem südlichen Balkan. An der Herstellung der Schnallen waren den Untersuchungen R. Starks zufolge spätantike, (ost-) römische Werkstätten beteiligt65. Dies offenbaren nicht nur die Zellverzierung und manche Zellmuster66, sondern auch die technische Lösung für die Beschlagbefestigung: Nietstifte in Niethülsen an der Beschlagaußenseite unterzubringen, verbindet die runden Goldschnallen mit einigen weiteren, meist bronzenen Schnallentypen, die zumeist auf dem Gebiet der östlichen Reichshälfte gefunden wurden67. Verbindet man die verschiedenen Hinweise, die sich aus dem Verbreitungsschwerpunkt, der Form und den technischen Besonderheiten ergeben, dürften die Werkstätten dieser Goldschnallen in Südosteuropa, möglicherweise in Pannonien zu suchen sein. 64 65 66 67 Eger 2001, 353 Abb. 4,4; 379 Abb. 11,2. Tejral 1997, 338; Kazanski 1996, 123; Kazanski 1999, 304–307; Stark 2000, 194; Stark 2004, 30f. Darunter das aus Koudiat Zâteur und aus dem Kriegergrab von Wolfsheim bekannte Zirkelschlagmuster: KÖnig 1981, 324; Quast 1999b, 707 Abb. 1,5. Zu Schnallenbeschlägen mit außenstehenden Niethülsen vgl. Schulze-DÖrrlamm 2002, 84–86; Stark 2000, 201; Stark 2004, 28 Abb. 4,1–2.5–6.9–14.19–20. 254 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Getragen wurden die kleinen, kostbaren Rundschnallen nach Ausweis der Grabfunde von führenden barbarischen Kriegern, die im Dienste Roms oder – im späteren zweiten Viertel des 5. Jhs. – im Dienste Attilas standen. Uneinigkeit herrscht in der Forschung jedoch in der Frage, ob solche Goldschnallen im Wesentlichen eine besonders prunkvolle Modeerscheinung der donauländischen Militäraristokratie waren ob sie im gesamten Mittelmeerraum Verbreitung fanden. Von Rummel ging davon aus, dass die Schnallen zur regulären Ausstattung hochrangiger Offiziere der (ost- und west-)römischen Armee gehörten. Hierauf würden Funde aus militärischen Fundzusammenhängen wie z. B. in der Provinz Raetia Secunda hinweisen (Abb. 16)68. Dagegen lässt sich jedoch einwenden, dass eine allgemeine Verwendung als römische Militärschnalle über die Gesamtverbreitung dieses Typs und unter Berücksichtigung der übrigen zeitgleichen Militärgürtel im Römischen Reich nicht stichhaltig zu belegen ist. Unterschiedliche Varianten der Schnallen mit rundem, verdickten Bügel sind bereits aus dem späten 4. Jh. bekannt und als Vorläufer der jüngeren Stücke zu betrachten. Sie konzentrieren sich am Schwarzen Meer, wo sie in größerer Zahl einerseits aus Fundkomplexen der Černjachov-/Sîntana-deMureş-Kultur zwischen unterer Donau und Dnepr und andererseits aus reiternomadischen Fundzusammenhängen des Vorkaukasus und der Krim stammen (Abb. 17)69. Noch nicht ausreichend geklärt ist, ob sich in diesem Verbreitungsbild allein die gute Quellenlage beigabenführender Grabfunde in den barbarischen Randkulturen spiegelt und die Fundleere des südlich angrenzenden Raumes nur ein Problem archäologischer Fundüberlieferung bildet. Mit anderen Worten: Waren die Schnallen mit rundem, verdicktem Bügel sehr viel weiter und gerade auch im östlichen Mittelmeerraum verbreitet und sind wohlmöglich dort auch produziert worden? – Diese Frage lässt sich beim derzeitigen Forschungsstand kaum beantworten, weil nur vereinzelt Fundmaterial des späten 4. Jhs. und des frühen 5. Jhs. aus dem südlichen Balkan, der Ägäis und aus Kleinasien bekannt ist. Studien des Verf. zum Gürtelzubehör aus dem Nahen Osten (Syrien, Jordanien, Palästina) ergaben, dass Schnallen mit D-förmigem bis rundem und teilweise verdicktem Schnallenbügel, beschlaglos oder mit rechteckigem Beschlag, in kleiner Zahl nachweisbar sind (Abb. 18)70. Über den archäologischen Kontext näher datierbar ist von diesen Stücken nur eine eiserne Rundschnalle aus Petra-ez-Zantur, die aus dem Erdbebenhorizont von 419 n. Chr. stammt (Abb. 18,6)71. Weiterhin sind aus dem Nahen Osten Schnallen mit Ovalbeschlag und gefasstem Solitär sowie mit außenständigen Niethülsen der ersten Hälfte bis Mitte des 5. Jhs. vertreten. Allerdings weist das derzeit einzig bekannte Exemplar, die Schnalle aus „Reastan/Homs“ (vermutlich ar-Rastan südlich von Homs), Syrien, einen nierenförmigen Bügel mit deutlich eingetiefter Dornrast auf (Abb. 18,4). So begrenzt das Fundaufkommen ist, dürfte es ausreichend verdeutlichen, dass die Schnallen mit rundem, verdickten Bügel bis tief in den Süden des Oströmischen Reichs hinein bekannt waren und wahrscheinlich eine gängige Schnallenart (von mehreren?) bildeten. Was bislang in der Region jedoch fehlt, sind edelmetallene Originale oder schlichte buntmetallene Imitationsformen der hier zur Debatte stehenden Rundschnallen mit rundem cloisonnéverziertem Beschlag und rautenförmigem Unterblech. Eine ganz andere Gürtelmode tritt uns in den Nordwestprovinzen des Römischen Reichs vom späten 4. Jh. bis gegen Mitte des 5. Jhs. entgegen. Insbesondere der Fundstoff zwischen Loire und Niederrhein ist bestens bekannt – er wurde von H.-W. Böhme ausführlich beschrieben und zunächst als Hinterlassenschaft westgermanischer Foederaten gedeutet, später dann mit Militärkontingenten (west-)germanischer Völker, die regulär ins Reichsheer eingegliedert waren, verbunden72. Unabhängig von der umstrittenen Frage der ethnischen Deutung der nordgallischen und belgischen Grabfunde 68 69 70 71 72 Keller 1986, 582 Abb. 4. Vgl. beispielsweise Tejral 1987, 14 Abb. 2,6–7; 18 Abb. 5,5–6.8–10; Khrapunov 2004, 180 Abb. 80,14; 192 Abb. 92,25; 243 Abb. 143,12; 282 Abb. 182,1; 311 Abb. 211,1. Schnallen aus Homs, Syrien (unpubliziert, Museum Homs); Jerusalem (unpubliziert, Israel Antiquity Authority, Jerusalem); Mount Nebo, Jordanien (Saller 1941, 126 Abb. 18; Eger 2003, 168; 174 Abb. 7,1–2); Petra-ez-Zantur (R. A. Stucky in: Bignasca et al. 1996, 352 Abb. 989); „Reastan/Homs“, Syrien (Quast 1999c, 235 Abb. 4; ein syrischer Fundort diesen Namens bei Homs existiert allerdings nicht, gemeint sein dürfte ar-Rastan südlich von Homs). R. A. Stucky in: Bignasca et al. 1996, 339; 342 Nr. 31; zur Datierung vgl. B. Kolb in: Bignasca et al. 1996, 71. BÖhme 1974, 195–207; BÖhme 1996, 101. 255 CHRISTOPH EGER Abb. 17. Schnallen der Spätphase der Černjachov-/Sîntana-de-Mureş-Kultur. 256 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Abb. 18. Schnallen der Zeit um 400 bis Mitte 5. Jh. aus dem Nahen Osten. 1 Homs, Syrien; 2 – 3 Jerusalem, Israel; 4 ar-Rastan, Syrien; 5 Mount Nebo, Jordanien; 6 Petra-ez-Zantur, Jordanien. M. 2:3 – eine ganz andere Ansicht vertrat bekanntlich u. a. G. Halsall73 – ist zu betonen, dass zur Ausrüstung des Heeres in diesem Teil der römischen Welt ein metallener, mehrteiliger Gürtelbesatz gehörte, der aus großen und extrem breiten Gürtelbeschlägen mit Kerbschnitt- und Punzdekor bestand (Abb. 19)74. Die demgegenüber relativ kleinen, aber massiven Rundschnallen mit Laschenbeschlag, die sich schon aufgrund ihrer Größe und Form von den Kerbschnittgarnituren abheben und eine ganz andere Gürtelmode wiedergeben, kommen in diesem Gebiet bezeichnenderweise nur selten vor und fanden dann offenbar ausschließlich als zusätzliche Kleinschnallen Verwendung75. Vor allem fehlen hier weitestgehend die kostbaren Edelmetallschnallen mit rundem Cloisonné-Beschlag, deren vereinzelte Belege eine gedachte Linie vom Rhein-Main-Gebiet bis zum Unterlauf der Seine nach Norden nicht überschreiten76. Die mindestens bis um 430 üblichen kerbschnittverzierten Gürtelgarnituren verteilen sich nach dem von H. W. Böhme zusammengetragenen Fundbestand von Britannien über die Rheinmündung bis auf Höhe der mittleren Donau (Abb. 20)77. Weiter östlich sind nur noch wenige Funde im Bereich der unteren Donau zutage getreten. Auffällig ist die stark abnehmende Funddichte einerseits südlich der 73 74 75 76 77 Zuletzt Halsall 2007, 152–162. Zum Typenspektrum BÖhme 1974, 53–79, 80f. Texttaf. A–B. So etwa in einem Grabfund aus Vieuxville: BÖhme 1974, Taf. 110,14; Sommer 1984, Taf. 59,5. Vgl. die Nachweise bei Kazanski 1996, 122 Abb. 9, Nr. 28–29.48. BÖhme 1974, 90 Karte 11; BÖhme 1986, 31 Abb. 8. – Zur Chronologie vgl. BÖhme 1974, 79–90; revidiert: BÖhme 1989, 770–773; BÖhme 2008, 76–81; Gschwind 2004, 260–265; zuletzt: Paul 2011, 76–83; Eger 2012, 123-132. 257 CHRISTOPH EGER Abb. 19. Kerschnittgürtelgarnitur aus Basel-Aeschenvorstadt, Grabfund 1971. Loire und andererseits südlich der Alpen. Aus dem südlichen Gallien, Italien, Nordafrika und von der Iberischen Halbinsel lassen sich nur wenige Funde anführen, wobei allerdings einige von Böhme noch nicht erfasste Funde nachzutragen sind78. Ob hier alleine die Quellenlage (fehlende Beigabensitte) für das Ausbleiben von Funden verantwortlich ist, müsste erst noch durch detailliertere Materialstudien in den einzelnen Regionen geklärt werden. Für die Iberische Halbinsel und Nordafrika liegen solche Studien bereits vor. In beiden Fällen ist die These geäußert worden, dass die Kerbschnittgürtelgarnituren keine regionaltypischen Produkten waren, sondern mit dislozierten Truppen aus den nördlichen Limeszonen ins Land gekommen seien79. Gegen die Ansicht, dass in den Nordwestenprovinzen eine eigene Gürtelmode vorherrschend war, ließe sich einwenden, dass die Kerbschnittgarnituren gewöhnlich aus Buntmetall bestehen und deshalb nur eine nachgeordnete Schicht römischer Soldaten, gewissermaßen die niederen Offiziers- und Unteroffiziersränge repräsentieren würden80, wohingegen die goldenen Rundschnallen hochrangigen Angehörigen von Armee und kaiserlicher Verwaltung vorbehalten gewesen sein. Abgesehen davon, dass bereits die Verbreitungsschwerpunkte beider Schnallenmoden - bei insgesamt ausreichender Quellenlage entlang des Limes von Britannien bis in den Schwarzmeerraum - eine solche Annahme 78 79 80 Das gilt besonders für die Iberische Halbinsel: Aurrecoechea Fernández 2001, 133 Karte 9. Aurrecoechea Fernández 2001, 218–220 (außer Soldaten auch Zivilbeamte der kaiserlichen Verwaltung als Träger erörtert); Mackensen 2008, 319f.; vgl. Eger 2012, 167–170. Ab welchem Rang Soldaten Kerbschnittgürtelgarnituren trugen, ist allerdings nicht geklärt. 258 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Abb. 20. Verbreitung der kerbschnittverzierten Gürtelbeschläge. kaum zulassen, ist auch auf wenige kerbschnitt- und punzverzierte Beschläge aus Edelmetall hinzuweisen81. Wenn auch im Vergleich mit den goldenen Rundschnallen nur in bescheidener Stückzahl, zeigen solche prächtigen Besatzstücke, dass Kerbschnittgarnituren auch von höheren Offiziersrängen an der Nordwestgrenze des Westreichs getragen worden sein dürften. Zumindest zwischen Rheinmündung und oberer Donau blieben relativ große Gürtelbesatzstücke mit ovalen Schnallen mit Tierkopfenden auch noch während des mittleren 5. Jhs. in Gebrauch, nunmehr in etwas anderer Kombination der Besatzstücke und überwiegend mit Punz- statt Kerbschnittdekor82. Das Beharren auf den angestammten, besonders breiten Militärgürtel in dieser Region während eines Zeitraumes von rund 70 bis 80 Jahren zeigt, dass der überregionale Einfluss neuer Moden im Römischen Reich nicht überschätzt werden darf. Die schmalen Gürtel mit massiven runden Schnallen konnten sich entlang der Rheingrenze und in Nordgallien nicht durchsetzen, sondern blieben Ausnahmeerscheinungen. Das spricht eher für eine personengebundene Ausstattung: Offenbar waren es vornehmlich hochrangige Krieger aus den nordöstlichen Reichsteilen und seiner Peripherie, besonders aus dem Mitteldonau- und Schwarzmeerraum, die sich entsprechend gürteten. Ein weiteres Gebiet innerhalb des Weströmischen Reiches, für das sich eine ausgeprägte regionale Gürtelmode des 4. bis frühen 5. Jhs. nachweisen lässt, ist die Iberische Halbinsel. Die vergleichwei- 81 82 Zum Beispiel Vermand III, Grab B: Sommer 1984, Taf. 74,1; Linz, Grab 12: Ruprechtsberger 1999, 101 Abb. 60,2–4, Taf. 18,2; vgl. außerdem eine silbervergoldete Schnalle einer B-Garnitur von unbekanntem Fundort aus dem Museo Nazionale di Cripta Balbi, Rom. BÖhme 1974, Karten 12–13. 259 CHRISTOPH EGER Abb. 21. Spätrömische Gürtelbeschläge aus Hispanien. se gute Quellenlage für Gürtelzubehör verdankt sich der Tatsache, dass im Bereich der nördlichen Meseta kleine Gräberfelder und Grabgruppen mit beigabenführenden Bestattungen bekannt sind. Es handelt sich um die häufiger im Umfeld spätrömischer Villen lokalisierten Gräberfelder im Einzugsbereich des Duerotals, die deshalb auch unter dem Begriff der Duerotalkultur bekannt sind83. Waffenbeigaben weisen darauf hin, dass hier eine wehrhafte Landbevölkerung, möglicherweise Angehörige von Milizen, die zum Schutz der großen Landgüter aufgestellt wurden, bestattet wurden. Das Formenspektrum des Gürtelzubehörs umfasst im Wesentlichen Regionaltypen, die sich wie die Schnallen vom Typ Simancas von der östlichen Schnallenmode des späten 4. bis mittleren 5. Jhs. ebenso klar unterscheiden wie von den Kerbschnittgarnituren der Nordwestprovinzen (Abb. 21) 84. Probleme bereitet allerdings die Feinchronologie der hispanischen Formen des Gürtelbesatzes, insbesondere das Ende ihrer Gebrauchszeit85. Eine vom mittleren Donauraum und den östlichen Reichsteilen abweichende Gürtelmode deutet sich außerdem für die nordafrikanischen Provinzen in der Zeit um 400 und der ersten Hälfte des 5. Jhs. an, obwohl die Quellen- bzw. Publikationslage hier sehr dürftig ist86. Das Bild wird derzeit von wenigen Kerbschnittbeschlägen geprägt, darunter auch lokale Imitationsformen wie aus Lambaesis/Tazoult 83 84 85 86 Zusammenfassend: Zeiss 1934, 90f. („Altkastilische Gruppe“); Caballero Zoreda 1974; Fuentes Domínguez 1989. – Zum Gürtelzubehör vgl. Aurrecoechea Fernández 2001. Zu den hispanischen Schnallentypen des 4./5. Jhs. vgl. Pérez Rodríguez-AragÓn 1992, 258–260, Abb. 3–5; Aurrecoechea Fernández 2001, 27 Abb. 9; zu Datierung des Typs Simancas in das späte 4. und (fortgeschrittene?) 5. Jh. ebd. 158. Vgl. dazu die einzelnen formenkundliche Abschnitte bei Aurrecoechea Fernández 2001. Zur Quellenlage Mackensen 2008; Eger 2012, 46–50. 260 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Abb. 22. Spätrömische Gürtelbeschläge aus Nordafrika. mit einer simplen „Übersetzung“ des Kerbschnitts in Gravur (Abb. 22,1–3) 87. Daneben gibt es einige noch kaum bekannte größere gegossene rechteckige und U-förmige Schnallen mit festem Beschlag und Riemensteg, die einen einfachen Punz- und Gravurdekor tragen und gelegentlich eine Durchbruchornamentik aufweisen (Abb. 22,4–6)88. Ihre provinzielle Machart und die bislang auf den Maghreb begrenzte Verbreitung deuten auf eine regionale Erscheinungsform des spätrömischen Militärgürtels. Von besonderer Bedeutung für die Frage nach nordafrikanischen Prunkgürteln der spätesten römischen Zeit ist der Gürtelbesatz aus dem Schatzfund von Cartennae/Ténès, der sehr wahrscheinlich in den Jahren 420/30 in den Boden kam89. Die von mindestens zwei, vielleicht sogar drei Prunkgürtel stammenden Schnallen und Beschläge aus Gold sind in feinem opus interrasile gearbeitet (Abb. 23). Die größere der beiden erhaltenen Schnallen besticht zusätzlich durch ihren Bügelabschluss mit plastisch geformten Entenköpfen. Die kleinere Schnalle fällt durch einen D-förmigen Bügel mit Doppeldorn auf. Es handelt sich um Goldschmiedearbeiten auf höchstem Niveau, die sich von den geradezu plump wirkenden Schnallen mit massivem, rundem Bügel auffällig abheben. Im Übrigen weisen Bügelweite und Beschlaggröße auf wesentlich breitere Gürtelriemen, als man für die vergleichsweise kleinen Rundschnallen verwendet haben dürfte. Kehren wir auf die Iberische Halbinsel zurück, die mit den Schnallen aus Beja den Ausgangspunkt dieses Überblicks über die spätrömische Gürtelmode der Zeit um 400 und der ersten Hälfte des 5. 87 88 89 Sommer 1984, Taf. 10,1; Mackensen 2008, 314 Abb. 4,1; Eger 2012, 127–130. Eger 2012, 132–137. Monographisch: Heurgon 1958. – Der von Heurgon gewählte, sehr späte Ansatz für den Zeitpunkt der Niederlegung, den er an der großen Medaillonscheibenfibel mit Kreuzpendilien festmachte (Heurgon 1958, 71–73, 77), wird hier nicht geteilt. Zur Datierung vgl. auch Brenk 1977, 270f. Nr. 310 (um 420); Martin 1994, 569 (um 430/50); Fingerlin 2006, 303 (Deponierung mit Ankunft der Vandalen verbunden, obwohl Heurgon darin zustimmend, dass die Kreuzpendilien der Scheibenfibel eine spätere Zutat seien); Eger 2012, 106–109. 261 CHRISTOPH EGER Abb. 24. Schnallen mit verdicktem Rundbürgel. a La Olmeda; b „Córdoba“. Jhs. bildete, so bleibt zu unterstreichen, dass nicht allein aus Beja, sondern von einem halben Dutzend anderer Fundorte aus Spanien und Portugal Schnallen mit rundem, stark verdickten Bügel vorliegen (Abb. 24). Ein Teil der Forschung hat daher vermutet, dass solche Schnallen auch im Westen rasch Mode wurden und sogar von einer Herstellung in einheimischen Werkstätten auszugehen sei90. Berücksichtigt man jedoch die Gesamtentwicklung der Gürtelmode auf der Iberischen Halbinsel mit ihren offenbar noch bis in das 5. Jh. hinein getragenen regionalen Gürtelbesatzformen, erscheint das sehr zweifelhaft. Die begrenzte Stückzahl der Rundschnallen lässt weder an eine weit verbreitete oder gar uniforme Mode der in Hispanien präsenten Militäraristokratie, noch Abb. 23. Cartennae/Ténès, Gürtelbesatzstücke aus an eine breitere regionale Produktion denken91. dem Schatzfund nach der Rekonstruktion Vor allem aber drängt die Frage, wer in der ersten von Heurgon. Hälfte des 5. Jhs. auf der Iberischen Halbinsel zur Militäraristokratie zählte: Nach allem, was wir aus der Notitia Dignitatum wissen, waren römische Truppen bis zu Beginn des 5. Jhs. im Norden Spaniens stationiert gewesen92. Nach 409 befand sich mit Ausnahme der Provinz Tarraconensis im Nordosten der Halbinsel, aus der bislang keine einzige der bekannten Rundschnallen vorliegt, die Iberische Halbinsel nicht mehr unter reichsrömischer Kontrolle (und im übrigen auch nicht unter derjenigen des Usurpators Konstantin III. und seines sich später gegen ihn erhebenden Befehlshabers Gerontius, die allerdings Episode blieben und hier aus chronologischen Gründen außer Betracht bleiben können)93. Ein Angehöriger regulärer römischer Truppen kann daher im Grab von Beja kaum bestattet gewesen sein. Allerdings wissen wir von einheimischen, hispanischen Truppen und Milizen, so etwa die von der theodosianische Partei aufgestellte Streitmacht gegen Konstantin III., die u. a. von Lusitanien aus operierte94. Doch auch ein Anführer der lokale Elite scheidet als Grabherr von Beja aus: Wie sein Zubehör ausgesehen haben dürfte, verdeutlicht das von Aurrecoechea Fernández ausführlich beschriebene Spektrum der hispanischen und pseudo-hispanischen Schnallen95. So ist der Krieger aus Beja auf90 91 92 93 94 95 Fehr 2002/03, 226 mit Bezug auf D. Neubauer; Kleemann 2008, 94; Pinar–Ripoll 2008, 108. Womit eine Produktion in kleinsten Stückzahlen nicht ausgeschlossen werden soll, welche den Bedarf der gentilen Kriegereliten, die sich auf der Iberischen Halbinsel seit 409 aufhielten, abdeckte. Arce 1997, 65–72. Nicht recht zu klären ist allerdings, wo und wie und lange die in der Notitia Dignitatum ebenfalls erwähnten comitatensischen Truppen standen, vgl. Arce 1997, 72. Zu den Ereignissen 409–413 Arce 1997, 151–162; Castritius 2007, 56–60. Arce 1997, 151–155. Die von der theodosianischen Partei unterhaltenen Truppen dürften sich aber bald nach 409 aufgelöst bzw. sich auf Milizen der einzelnen aristokratischen Familien beschränkt haben. Aurrecoechea Fernández 2001, 108–119; 147–182. Allerdings stammt das meiste Zubehör aus Zentral- und Nordspanien. Über das im Südwesten der Iberischen Halbinsel getragene Gürtelzubehör des 4./5. Jhs. lässt sich wegen der extremen Fundarmut nur spekulieren; doch geht man wohl nicht fehl, vergleichbare Formen anzunehmen. 262 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM grund seiner Ausrüstung schwerlich mit anderen Militärkontingenten in Zusammenhang zu bringen, als mit barbarischen oder barbarisierten Einheiten, die hier im zweiten Viertel des 5. Jhs. operierten, sei es unter suebischem oder westgotisch-römischem Kommando96. Die – vermutliche – Leibgurtschnalle aus dem Grab des Arifridos ist hinsichtlich ihrer (fremden) Herkunft ähnlich zu interpretieren wie die Rundschnallen. Das heute nicht mehr auffindbare Stück wurde zuletzt von M. Schulze-Dörrlamm den Ovalschnallen mit ovalem bis nierenförmigem Beschlag mit ein- oder zweiteiliger Einlage vom Typ C2 zugeordnet97. Die Parallelfunde stammen hauptsächlich aus dem Schwarzmeer- und Mitteldonauraum, nur wenige Funde sind weiter westlich bzw. im westlichen Mittelmeerraum gefunden worden. Das Verbreitungsbild ähnelt damit in auffälliger Weise bei allerdings deutlich schmalerem Fundbestand den zuvor besprochenen Rundschnallen: Der Typ tritt nicht gleichmäßig über den gesamten Mittelmeerraum auf, sondern bevorzugt in dessen (nord-)östlicher Hälfte98. Wenn man mit Schulze-Dörrlamm hierin vor allem ein Problem der Quellenlage sehen möchte und von einer geographisch ursprünglich deutlich weiter ausgreifenden Verbreitung sowohl ihres Typs C2 als auch der zuvor besprochenen Rundschnallen mit Rundbeschlag ausgeht – eine Position, die sich auch von Rummel zu eigen machte –, müsste zuerst geklärt werden, warum davon vor allem der frühe Horizont der Cloisonné-Schnallen betroffen ist. Denn ab der Mitte der zweiten Hälfte des 5. Jhs. nimmt der Bestand an Cloisonné-Schnallen in den mediterranen Landschaften spürbar zu. Für manche Typen ist sogar ein Schwerpunkt im östlichen Mittelmeerraum zu konstatieren99. Die alternierenden Verbreitungsbilder der unterschiedlichen Cloisonné-Schnallentypen machen somit deutlich, dass eine pauschale, allein auf der schlechten mediterrane Quellenlage basierende Erklärung für die begrenzte Fundverbreitung der Typen der ersten Hälfte bis Mitte des 5. Jhs. nicht ausreicht. Auch wenn die unbestritten als immer noch höchst unbefriedigend einzustufende Quellenlage den Blick auf die einstige Gürtelmode im Mittelmeerraum verstellt, zeichnen sich unterschiedliche regionale Schwerpunkte und Vorlieben in der Gürtelmode des 5. Jhs. ab, die vor einer verallgemeinernden Sprachregelung bei der Zuweisung der Schnallen (allgemein römisch, [cirucum-]mediterran) warnen. In dieser Hinsicht ist auch die größere der beiden Schnallen aus dem Kriegergrab von Capraia sorgfältig zu prüfen. Mit einem ovalen Bügel und einem hochrechteckigen Laschenbeschlag mit tropfenförmigem Plate-inlaying-Dekor gehört sie zum Typ Komorn-Gültlingen-Bingen nach Quast bzw. zu einer Variante der Schnallen mit einlageverziertem Laschenbeschlag des Typs C14 nach SchulzeDörrlamm, dessen Datierung den Zeitraum von der Mitte des 5. Jhs. bis in die Zeit um 500 umfasst100. Mehrere Parallelfunde liegen aus Süddeutschland vor, doch sind ähnliche Schnallen auch aus dem östlichen Mittelmeerraum bekannt (Abb. 25). Wie Schulze-Dörrlamm herausarbeiten konnte, unterscheiden sich die merowingischen Exemplare durch einen überwiegend eisernen Beschlag mit vier Ecknieten von den byzantinischen Schnallen mit flachem, buntmetallenem Beschlagkasten und drei Nieten und dürften regional hergestellte Imitationsformen sein101. Zu dieser Gruppe ist auch das Stück von Capraia zu rechnen, das bislang der einzige südalpine Fund dieser Form innerhalb der westlichen Mittelmeerwelt ist. Abermals ließe sich hier einwenden, dass der Fundbestand an cloisonniertem Gürtelzubehör im westlichen Mittelmeer und speziell in Italien sehr schütter ist. Aber das betrifft nur das mittlere 5. Jh., denn dank der Beigabensitte der ostgotischen Oberschicht ändert sich die Funddichte ab dem späten 5. Jh. in Italien, besonders Oberitalien, spürbar102. Ferner ist auf den inzwischen erschlossenen vandalenzeitlichen Fundbestand aus Nordafrika hinzuweisen, der derzeit rund 30 cloisonnierte 96 97 98 99 100 101 102 Zur wechselvollen Geschichte und den zahlreichen Kriegszügen dieser Zeit vgl. García Moreno 1998, 49–72; Kampers 2008, 126–129. Schulze-DÖrrlamm 2002, 86–89. Vgl. Schulze-DÖrrlamm 2002, 89, 145. Vgl. hierzu einzelne Verbreitungskarten von Gürtelzubehör des 5. Jhs. bei Schulze-DÖrrlamm 2002, 58 Abb. 22, 69 Abb. 25; 94 Abb. 33; 119 Abb. 43; 122 Abb. 45; 128 Abb. 47. Quast 1993, 86; Schulze-DÖrrlamm 2002, 120–123; Schach-DÖrges 2004, 60f. Folgt man der Unterscheidung ostmediterraner und westlicher Formen nach Schulze-DÖrrlamm 2002, 121, so sind die Überlegungen von Schach-DÖrges 2004, 61 mit Anm. 344 zu möglichen Importstücken in Südwestdeutschland hinfällig. Grundlegend: Bierbrauer 1975. 263 CHRISTOPH EGER Abb. 25. Verbreitung der Gürtelschnallen mit rechteckigem Plate-inlaying-Beschlag vom Typ Komorn-Gültlingen-Bingen/C14 Besatzstücke vom Gürtel umfasst103. Formen einer der beiden Varianten vom Typ Komorn-GültlingenBingen fehlen darunter104. Vorläufig spricht manches dafür, dass die Schnalle aus Capraia aus einer nordalpinen, vielleicht südwestdeutschen Werkstätte stammt. 3. Die Schuhschnallen Das Kleidungszubehör der drei Bestattungen lässt kaum nähere Aussagen zu der einstmals getragenen Kleidung zu. Grundbestandteil dürfte eine in der Hüfte gegürtete Tunika gewesen sein. Nur Arifridos besaß eine Fibel, die zum Verschluss eines Umhangs, wohl einer auf der rechten Schulter verschlossenen chlamys, diente. Aus zahlreichen Mosaik- und anderen bildlichen Darstellungen bekannt, handelt es sich um ein Kleidungsstück, das sowohl von Soldaten als auch im zivilen Leben, etwa bei der Jagd, getragen wurde105. Wegen der fehlenden Waffenbeigabe bleibt im Falle des Arifridos ungeklärt, ob hier ein Vornehmer in Offiziersuniform oder aber in repräsentativer „ziviler“ Kleidung bestattet wurde. Schon das mahnt zur Zurückhaltung bei der Interpretation des Bestatteten als typischem Vertreter der spätrömischen Militäraristokratie. Als weitere Besonderheit dieses Grabfundes fällt das goldene Kleinschnallenpaar auf, bei dem es sich um Schuh- oder Stiefelschnallen gehandelt ha103 104 105 Eger 2012, 202–227. Aus dem westlichen Mittelmeerraum liegt derzeit nur eine bronzene Schnalle unbekannter, spanischer Herkunft vom Typ Komorn-Gültlingen-Bingen vor, die im Archäologischen Museum von Katalonien, Barcelona, aufbewahrt wird. So grundsätzlich auch von Rummel 2007, 244f. – Zuvor jedoch interpretierte er die chlamys als typische Kleidung militärischer Funktionäre (von Rummel 2007, 212f.), die auf bildlichen Darstellungen geradezu idealtypisch zivile und militärische Funktionäre scheide. Das gilt jedoch nur für das fußknöchellange paludamentum hoher Würdenträger. 264 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM ben könnte. Sie gehören zu den Miniaturschnallen mit D-förmigem Beschlag und einzeln gefasstem Cabochon106. Vor allem ihre geringe Größe von nur 2,4cm und die Paarigkeit sprechen für eine Verwendung als kostbarer Schuhbesatz, obwohl der entsprechende Lagebefund im Grab unbekannt ist. Als Parallele innerhalb Nordafrikas kommen zwei goldene Kleinschnallen aus Grab 1 aus der Basilika von Souk el-Khemis, Nordostalgerien, in Frage, deren Lage im Grab jedoch ebenso wenig festgehalten wurde. Darüber hinaus bestehen Zweifel an einer echten Paarigkeit, weil beide Stücke in unterschiedlicher, anAbb. 26. Souk el-Khemis, Algerien, Inventar aus Grab 1. M. 2:3 geblich aber originaler Größe abgebildetwurden (Abb. 26)107. Die Vermutung, dass solche kostbaren Kleinschnallenpaare in der erste Hälfte bis Mitte des 5. Jhs. als Schuhschnallen verwendet wurde, kann sich auf wenige gesicherte Befunde vornehmlich aus dem Mitteldonauraum stützen. Dazu zählen beispielsweise die Kriegergräber von Blučina, Tschechien, und Lébény, Ungarn, bei denen die Kleinschnallen in situ an den Füßen angetroffen wurden108. Ältere Belege noch aus dem 4. Jh. sind aus der Černjachov-Kultur bekannt109. Erst im letzten Drittel des 5. Jhs. mehreren sich gut dokumentierte Befunde, als die Verwendung von edelmetallenen Schuhschnallen für rund eine Generation unter der (ost-)fränkischen und alamannischen Oberschicht, und zwar sowohl bei Männern als auch Frauen, à la mode war110. Die Gesamtverbreitung der frühvölkerwanderungszeitlichen Kleinschnallen mit rundem, verdickten Bügel (vgl. Abb. 15; darunter jedoch nur ein Teil als Schuhschnallen verwendet, eine eigene Kartierung für gesicherte Befunde von Schuhschnallen fehlt) zeigt das von den Rundschnallen mit Rundbeschlag, von denen ein Gutteil ebenfalls als Schuhschnallen getragen worden sein dürfte, vertraute Verbreitungsbild: Besonders häufig stammen die Kleinschnallen aus dem Mitteldonauraum. Weitere Exemplare wurden im nordöstlichen Schwarzmeerraum gefunden. Nach Westen hin nimmt die Verbreitung dagegen abrupt ab: nur einzelne Stücke stammen aus der Mittelrheingegend und aus Nordgallien sowie aus Südwesteuropa111. Nach von Rummel dokumentiert dieses Verbreitungsbild wie andere auch nur jene Zonen, in denen eine besondere Beigabensitte existierte, keineswegs aber die Gesamtausdehnung der ursprünglich verbreiteten Kleidungssitte, Schuhe oder Stiefel mit besonderen Kleinschnallen zu schmücken. Daran ist soviel richtig, dass sicherlich für den Mittelmeerraum Abstriche zu machen sind und die Fundlücke mit großer Vorsicht zu bewerten ist. Doch übersah er, dass uns mit den Verbreitungsschwerpunkten 106 107 108 109 110 111 Der Typ ist bei Schulze-DÖrrlamm 2002 nicht erfasst. Mit den Schnallen vom Typ C7 sind dort nur D-förmige Schnallenbeschläge mit Zargenfassung berücksichtigt. Auf zwei einzelne Miniaturschnallen aus Paris und aus Kerč machte Kazanski 1994, 144 Gruppe I.2.D; 178 Abb. 5,9–10. Laporte 1999, 378, Abb. 5B–C; Quast 2007, 276, Abb. 30,C3–4. –Zur angeblich maßstabsgetreuen, von Verf. allerdings bezweifelten Wiedergabe Laporte 1999, 378. Wahrscheinlicher erscheint mir, dass der Beschlag ohne erhaltenen Schnallenbügel doppelt so groß abgebildet wurde wie die vollständig erhaltene Schnalle, vgl. Eger 2012, 206–207. Zusammenfassend zu beiden Grabinventaren: Schmauder 2002 II, 21–27 Abb. 5 (Blučina); 35–37 Abb. 9 (Lébény; nur eine Kleinschnalle am rechten Fuß erhalten). Schmauder 2002 I, 159; Bierbrauer 2008, 42 Anm. 145. Quast 1993, 84–86; Schach-DÖrges 2004, 47f. 66f. Schmauder 2002 II, 121 Karte 14; typologisch aufgegliedert: Bierbrauer 2008, 40 Abb. 4 (zu ergänzen ist Karthago-Koudiat Zâteur). 265 CHRISTOPH EGER innerhalb der nördlichen Peripherie des Mittelmeerraums ein wertvolles Korrektiv zur Verfügung steht, das bis zu einem gewissen Grad auch Rückschlüsse auf die weiter südlich gelegenen Gebiete erlaubt. Denn die Verbreitung der Kleinschnallen bzw. Schuhschnallen ist weder mit der Gesamtverbreitung beigabenführender Bestattungen des 5. Jhs. deckungsgleich, noch steckt sie in groben Zügen dieses Gebiet ab. Vielmehr ergeben sich klare Schwerpunkte: So liegen trotz der außerordentlich guten Quellenlage nur einzelne Stücke aus Nordgallien und entlang des Rhein- und Donaulimes vor. Diese Fundlücke deutet auf unterschiedliche regionale Schuhmoden der Eliten während der ersten Hälfte und Mitte des 5. Jhs. Wie bereits hervorgehoben, fanden Schuhschnallen in den ehemaligen Nordwestprovinzen erst eine Generation später vorübergehend Eingang in die Kleidung der Oberschicht. Dessen ungeachtet, sah von Rummel eine einstmals sehr viel weiter reichende Verbreitung von Schnallen an Schuhen oder Beinbekleidung innerhalb des Römischen Reichs auch durch literarische und Bildquellen abgesichert112. So sei bekannt, dass die römischen Kaiser bereits seit dem 3. Jh. reich mit Edelsteinen verziertes Schuhwerk trugen. Schnallen finden allerdings keine Erwähnung in den Quellen und sind auch nicht auf den bildlichen Darstellungen zu erkennen. Nach von Rummel könne ein solcher Detailreichtum in den Darstellungen auch nicht erwartet werden, weshalb der ausbleibende ikonographische Beleg keine Bedeutung für diese Frage habe113. Dem sei hier widersprochen. Denn das offizielle Bildprogramm römischer Kaiser legte bei aller Stilisierung und Idealisierung durchaus Wert auf eine detaillierte Wiedergabe von Kleidungsbestandteilen. Wo nicht auf ältere, überkommene Bildschemata zurückgegriffen wurde, darf also eine eng an die reale Kaisertracht angelehnte Darstellung erwartet werden. Das verdeutlicht etwa der bekannte Tetrarchenstein aus Venedig, der die Augusti und Caesares in einem gleich gehaltenen militärischen Dienstkostüm wiedergibt (Abb. 27): Hervorgehoben sind jeweils die Mantelfibel, der mit verschiedenen steinverzierten Beschlägen versehene Gürtel und das reich verzierte Schwert114. Auch die Schuhe wurden in der Darstellung keineswegs vernachlässigt: Neben den einzelnen Riemen, welche die campagi zusammenhalten, sind runde Scheiben zu erkennen, die tatsächlich auf Zierbesatz hinweisen. Um eine Schnalle handelt es sich dabei aber nicht und ihre Abwesenheit lässt sich auch nicht mit fehlender Detailgenauigkeit begründen, wie die vom Bildhauer herausgearbeiteten Riemenschlaufen zeigen. In die gleiche Richtung deutet das Schuhwerk der prachtvollen Hoftracht, in der sich Theodosius der Große auf dem Missorium von Almendralejo darstellen ließ (Abb. 28)115. Am oberen Schuhschaft sitzt eine runde Scheibe, die als Dekor oder vielleicht als eine Art Knopfverschluss, kaum aber als Schnalle interpretiert werden kann. Eine solche ist nicht zu erkennen und diese Tatsache kann angesichts der zahlreichen Details von Kleidung und Schuhen nicht einfach übergegangen werden. Der Toreut legte offensichtlich Wert auf die Gewand- und Schuhornamentik, aber auch auf Accessoires und hätte trotz der kleinmaßstäblichen Darstellung eine prunkvolle Schuhschnalle anzudeuten gewusst, wenn es denn eine gegeben hätte. Nur extrem selten ist Schuhwerk, zumal Schuhe oder Stiefel von einiger Qualität, im archäologischen Befund überliefert. Als wenig bekanntes Beispiel sind hier die Schuhe aus den Ausgrabungen R. Forrers im koptischen Gräberfeld von Panopolis/Akhmin in Mittelägypten zu erwähnen, darunter ein exzeptionell gut erhaltener Schuh aus purpur gefärbtem Leder, über dessen genaues Aussehen wir dank der hervorragenden Farblithographien in der Publikation von H. Frauberger wissen (Abb. 29)116. Typologisch steht der ägyptische Schuh den auf dem Theodosius-Missorium dargestellten Schuhen des Kaisers sehr nahe. Auf dem Spann ist eine kreisrunde goldfarbene oder blattvergoldete Verzierung zu erkennen, die eine Vorstellung von den scheibenartigen Verzierungen der bildlichen Darstellung gibt. Demnach ist hier nicht durchweg an kostbaren Steinbesatz oder gar Schnallen, sondern öfters an 112 113 114 115 116 von Rummel 2007, 118; 341. von Rummel 2007, 341. Delbrueck 1932, 88; Abb. 33; Ragona 1963. Monographisch: Almagro et al. 2000. Frauberger 1895/96. – Zu den Ausgrabungen in Panopolis/Akhmim: Forrer 1893. 266 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Abb. 27. Venedig, San Marco, Tetrarchenstein; Schuhe eines Tetrarchen. Abb. 28. Missorium des Theodosius aus Almendralejo, Spanien, und Ausschnitt mit den Schuhen des Kaisers und eines Amtsträgers. farbigen Dekor oder aufgenähte Appliken zu denken. Schuhschnällchen besaßen nach Ausweis der Publikation Fraubergers weder dieser noch die anderen aus Panopolis bekannten Schuhe und Stiefel. Soweit anhand archäologischer Befunde zu rekonstruieren, waren Schuhschnallen offenbar zuerst im nördlichen Kaukasus üblich, als Beispiel mag hier ein polychrom verzierte Schuhschnallengarnitur des 3./4. Jhs. aus Samtavro in Georgien dienen, die aus einem Paar Kleinschnallen und zugehörigen 267 CHRISTOPH EGER Riemenzungen besteht117. Allerdings steht zu vermuten, dass man im Nordkaukasus die Sitte aus dem Perserreich übernommen hatte. Gleichzeitige Belege für eine Verwendung von Schuhschnallen auf römischem Gebiet fehlen. Bislang singulär ist ein Grabfund aus dem spätrömischen Gräberfeld von Ravna, Serbien, der über eine Zwiebelknopffibeln vom Typ 3/4 in die zweite Hälfte des 4. Jhs. datiert werden kann (Abb. 30)118. Das Schnallenpaar lag offenbar an den unteren Extremitäten, wobei die Befundsituation aufgrund der schlechten Erhaltung der Skelettreste und der Lage der übrigen Beigaben (Fibel und Schnalle in ungewöhnlicher Lage auf der linken Seite des Beckens) zur Vorsicht mahnt. Auch überrascht der Befund einer Perlenkette, der auf die Bestattung eines weiblichen Abb. 29. Panopolis/Akhmim, Ägypten; rot gefärbter Individuums hinweisen könnte. Sieht man von Lederschuh mit goldfarbenem Dekor. diesem Grabfund ab, erscheinen Schuhschnallen im Mitteldonauraum erst in der Zeit um 400 und dann stets im Kontext von Erzeugnissen der (ostgermanisch-)donauländischen Kultur. Der fehlende archäologische Nachweis von Schuhschnallen im Mittelmeerraum kann nicht pauschal mit der fehlenden Beigabensitte begründet werden: Bereits im Rahmen unserer Betrachtung einzelner Schnallentypen wurde auf verschiedene Regionen aufmerksam gemacht, aus denen Fundstoff und darunter auch Grabfunde dieser Zeit bekannt sind. Insbesondere im Nahen Osten, in den syrischpalästinischen Provinzen, scheint man die Toten kontinuierlich von römischer bis an das Ende der byzantinischen Zeit und zum Teil sogar noch später mit Schmuck und Kleidungszubehör bestattet zu haben. Zahlreiches Fundmaterial erbrachte beispielsweise die Ausgrabungen der staatlichen Bodendenkmalpflege der Provinz Damaskus in Darayya am südwestlichen Rand der Ghuta von Damaskus. Zwischen 2005 und 2010 wurden hier mehrere Hypogäen untersucht, die vom 3. Jh. bis in das 6./7. Jh. in Benutzung waren119. Ein Belegungshorizont des 5. bis frühen 6. Jhs. gibt sich u. a. durch einen runden Cloisonné-Beschlag und eine herzförmige Schnalle zu erkennen. Auch sind mit Goldohrringen und Perlenketten aus Halbedelsteinen Bestattungen einer gehobenen sozialen Schicht nachweisbar. Kleinschnallenpaare fehlen hingegen im Fundspektrum. Sie sind auch aus anderen Nekropolen der Region bislang nicht zum Vorschein gekommen, soweit Verf. dies überprüfen konnte120. Innerhalb Nordafrikas, das hier mit den Kleinschnallen aus dem Arifridos-Grab in Thuburbo Maius und Souk el-Khemis den Ausgangspunkt der Betrachtung bildete, sind den Untersuchungen dagegen enge Grenzen gesetzt. Im gesamten südwestlichen Mittelmeerraum wirkt sich die weitgehend beigabenlose Bestattungssitte im 5. Jh. auf die Quellenlage aus. Gleichzeitig besteht die Gefahr eines Zirkelschlusses, die von Rummel durch eine seiner Meinung nach nicht zu begründende ethnische Interpretation der wenigen reicher ausgestatteten Grabfunde gegeben sah: Sobald ein Grab Schmuckund Kleidungszubehör enthält, werde es als vandalisch interpretiert, was auch im vorliegenden Fall des Arifridos-Grabes mit seinem vermutlichen Schuhschnallenpaar zutrifft. Tatsächlich lässt sich dieses Problem in Landschaften mit weitgehend fehlender Beigabensitte nicht ohne weiteres lösen. Als 117 118 119 120 Soupault 2003, Taf. 58,1. Petković–RuŽić 2005, 164, Taf. 6,G.44,5–8. Eger –Hamoud 2011. – Die Funde wurden von Verf. im Rahmen eines Auslandsstipendiums des Deutschen Archäologischen Instituts an der Orient-Abteilung aufgenommen. Beispielsweise sind keine Kleinschnallenpaare aus der Felskammernekropole von Yajuz oder dem Flachgräberfeld von Khirbet es-Samra, beide Jordanien, bekannt, deren Inventare von Verf. bearbeitet werden. 268 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Abb. 30. Ravna, Serbien, Grab 44 Korrektiv können aber Schatzfunde des 5. und frühen 6. Jhs. mit Schmuck und Kleidungszubehör herangezogen werden. Für Nordafrika steht hier allerdings außer dem Schatzfund von Karthago, der neben einem großen Set an silbernem Tafelgeschirr eine begrenzte Zahl von Frauenschmuck lieferte121, nur der Schatzfund von Cartennae/Ténès im westlichen Algerien zur Verfügung. Der vermutlich in den Jahren 420/30 verborgene Schatz enthielt kostbares Kleidungszubehör von mindestens einer weiblichen Person und zwei männlichen Personen (ausgehend von der Zahl der Fibeln und der Gürtelbestandteile), die zu den höchsten Würdenträgern ihrer Zeit in Nordafrika gehört haben müssen122. Kleinschnallen(-paare), die auf die Verwendung von Schuhschnallen hinweisen könnten, fehlen in dem Verwahrfund. Sicherlich ist dieser Befund kaum mehr als ein Indiz, zumal die zufällige Bergung kein Garant für vollständige Überlieferung bietet und auch bei der ursprünglichen Auswahl der Pretiosen der Zufall eine Rolle gespielt haben könnte. Und doch ist das Ausbleiben von Klein- bzw. Schuhschnallen in diesem Zusammenhang bemerkenswert. 4. Zur Interpretation der Bestattungs- und Beigabensitte In der Diskussion um die ethnische Bewertung der drei Männergräber wurde oftmals angeführt, dass die Bestattung mit Kleidungszubehör und Waffe typisch barbarisch sei, während die Gegner einer primär ethnisch orientierten Sichtweise dies mit einem geänderten Repräsentationsbedürfnis der spätrömischen Militärelite des Westreichs begründeten. Im folgenden wird daher zu fragen sein, ob Waffengräber in der spätrömischen Welt per se etwas Fremdes waren und auf barbarische Präsenz hinweisen oder als Beleg einer nach neuen Ausdrucksformen suchenden Militärelite gelten können. Zweitens ist zu überprüfen, ob es sich bei diesen Bestattungen durchweg um besonders reich ausgestattete Gräber handelt, die mit der Elite der Gesellschaft verbunden werden müssen. Und drittens ist die Quantität und geographische Verteilung dieser Gräber von Bedeutung: Stammen sie aus jenen Regionen, die nachweislich von den Wanderbewegungen der völkerwanderungszeitlichen Gentilverbände betroffen waren oder sind sie überall dort zu finden, wo spätrömisches Militär stationiert war? 121 122 Baratte et al. 2002. Zur Schmuckausstattung C. Metzger in: Baratte et al. 2002, 76–87. Heurgon 1958, 75f.; Eger 2012, 159. 269 CHRISTOPH EGER Zur Waffenbeigabe im spätrÖmischen Reich Waffenbeigaben waren im spätrömischen Reich durchaus bekannt, allerdings beschränkt sich ihr Vorkommen auf bestimmte Regionen. Im Mittelmeerraum – Nordgallien und die germanischen Provinzen sollen hier außer Betracht bleiben123 – zählt dazu die nördliche Meseta in Spanien. Im 4. und 5. Jhs. wurden hier kleine Grabgruppen und wenige Gräberfelder angelegt, die von der spanischen Forschung unter dem Begriff der Duerotal-Kultur oder der Duerotal-Gräberfelder zusammengefasst werden124. Während die Mehrzahl der Gräber beigabenlos ist, weisen wenige Gräber eine Gefäßbeigabe, etwas Schmuck oder Kleidungszubehör (fast ausschließlich Schnallen) und Männergräber auch Bestandteile der Bewaffnung auf. Besonders typisch ist die Beigabe eines Dolchs vom Typ Simancas oder einer Lanzenspitze (Abb. 31)125. Ältere Überlegungen, diese Gräber mit barbarischen Foederaten zu verbinden, die an einem innerspanischen Limes stationiert gewesen sein sollen, konnten nicht überzeugen und wurden zu Recht aufgegeben126. Vielmehr handelt es sich um Bestattungsplätze einer einheimischen ländlichen Bevölkerung im Umkreis großer Villen, unter denen sich wahrscheinlich auch Angehörige privater Milizen befanden. Eine andere Region, aus der spätantike Waffengräber bekannt sind, ist der Nahe Osten. Allerdings liegen bislang nur einzelne Befunde vor, die den Ausnahmecharakter der Waffenbeigabe in den palästinischen und arabischen Provinzen unterstreichen. Als Beispiel sei hier der Grabfund eines Bogenschützen aus Be`er Sheva` in Israel angeführt, der mit einem Satz Dornpfeilspitzen bestattet wurde127. Über die mitgegebene Zwiebelknopffibel vom Typ 3/4 nach Keller und Pröttel lässt sich der Fund in die zweite Hälfte des 4. Jhs. datieren128. Nicht unwahrscheinlich ist, dass es sich hierbei um einen Angehörigen einer auch schriftlichen überlieferten Auxiliareinheit sarazenischer Bogenschützen handelt129. Als Sarazenen wurden die arabischen gentes bezeichnet, die in den Wüstenregionen der palästinischen und arabischen Provinzen sowie jenseits der Limeszone lebte. In diesem Fall könnte die Waffenbeigabe als fremde, „barbarische“ Sitte dieser nur halb oder nicht romanisierten Wüstenbewohner gelten. Ein weiterer Fund militärischer Ausrüstung des späten 4. oder frühen 5. Jhs. ist aus der Region östlich des Jordan bekannt, und zwar aus einem am Ostufer des Toten Meeres bei el-Haditha gelegenen, bereits weitgehend geplünderten Friedhof. Zu den wenigen noch mehr oder minder intakten Gräbern gehört ein Grab, dessen Inventar S. Th. Parker anhand der im Museum von Kerak, Jordanien, aufbewahrten Funde rekonstruieren konnte (Abb. 32)130. Die als Schachtgrab mit länglichen Decksteinen konstruierte Gruft enthielt das Skelett eines adulten Individuums, das mit zwei Sigillata-Schalen und einem eisernen Helm bestattet worden war. Bei den Sigillata-Schalen handelt es sich um nordafrikanische Ware der Formen ARS Hayes 59B und 61A, die Parker aufgrund ihres Stempeldekors in einen jüngeren Abschnitt der Gesamtgebrauchszeit beider Formen setzte und in die Jahre zwischen 350 und 420 datierte131. Von besonderem Interesse ist in unserem Zusammenhang der Helmfund, der einzige seiner Art in Jordanien. Der Helm besteht aus zwei durch ein eisernes Band zusammengehaltene Viertelkalotten und wurde von Parker hinsichtlich seiner Konstruktion mit spätrömischen Helmfunden verglichen , die u. a. aus den Donauprovinzen bekannt sind132. Die Helmbeigabe zeichnet den Bestatteten als Soldaten aus, wobei Parker primär an einen Angehörigen der Reiterei dachte und in Erwägung zog, dass er zu einer Einheit einheimischer berittener Bogenschützen gehörte, den equites Mauri Illyri123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 Vgl. hierzu die Ausführungen von BÖhme 1974; zuletzt BÖhme 2008; konträr: Halsall 2007. Grundlegende Literatur a. a. O., Anm. 82. Zur Beigabensitte vgl. die Ausstattungstabellen bei Fuentes Domínguez 1989, 123–147. Zur älteren „Limes-Theorie“ vgl. Raddatz 1963; Blázquez 1974; Domínguez Monedero 1983. Dagegen schon von Zeiss 1934, 90f, als Friedhöfe der einheimischen Bevölkerung gedeutet. Gorin 2003, 89, Abb. 132. Keller 1971, 37–41; PrÖttel 1988, 357–364. Vgl. Parker 1994, 393. Parker 1994, 385; die Nekropole ist im übrigen unpubliziert. Hayes 1972, 96 –107; Parker 1994, 391. Parker 1994, 393. 270 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Abb. 31. San Miguel de Arroyo, Spanien, Grab 10. M. ca. 1:2. Lanze M. 2:5 271 CHRISTOPH EGER Abb. 32. Haditha, Jordanien, Inventar des Helmgrabes. M. 1:4. cani, die der Notitia Dignitatum zufolge nur 18 km östlich von el-Haditha bei Areopolis/er-Rabba stationiert waren133. Allerdings fehlt die Beigabe von Pfeilspitzen, die wie in Be´er Sheva` seine Funktion als Bogenschütze verdeutlichen würde. Auch ließen sich keine weiteren Bestandteile der Ausrüstung oder des persönlichen Zubehörs ermitteln. Nach dieser kurzen, auf wenige Beispiele beschränkten Betrachtung sind zwei Punkte festzuhalten: 1) Die Waffenbeigabe ist in der Spätantike nicht a priori mit Barbaren zu verbinden; vielmehr ist sehr genau der Kontext der Waffengräber und das Fundmaterial zu untersuchen. In den nordkastilischen Gräberfeldern der sog. Duerotal-Kultur handelt es sich offenbar um ein regionales Phänomen der ländlichen, einheimischen Bevölkerung. Die bislang wenigen Beispiele im Nahen Osten entziehen sich dagegen einer genaueren Beurteilung. Hier liegt allerdings in Verbindung mit der schriftlichen Überlieferung (Notitia Dignitatum) der Gedanke nahe, dass die Waffen133 Parker 1994, 393; Not. Dign. Or. XXXVII. 272 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM beigabe dem Brauchtum barbarischer Angehöriger der römischen Truppen, in diesem Falle der „Sarazenen“, entsprochen haben könnte134. 2) Spätantike Gräber mit Schwertbeigabe sind weder aus den römischen Provinzen im Nahen Osten noch aus der Duerotal-Kultur bekannt. Die Beigabe der Spathen aus Beja und Capraia ist in ihrem Umfeld ein neuer Brauch, der soziologisch und kulturell (Herkunft der Schwertformen, nächste, zeitnahe Parallelen für den Brauch der Schwertbeigabe) differenziert zu betrachten ist. Wie aufgezeigt werden konnte, deuten sowohl die nächsten Parallelen der Schwertformen als auch der Schwertbeigabe in beiden Fällen auf unterschiedliche barbarische Herkunftsräume. Elite- und Prunkgräber – Zur sozialen Stellung der Bestattungen Wie bereits eingangs erläutert, galten von Rummel die Männergräber von Beja, Capraia und Thuburbo Maius gemeinsam mit Prunkbestattungen wie denjenigen von Pouan und Tournai (ChilderichGrab) und gemeinsam mit einer Reihe von prunkvollen Frauengräbern als Beleg einer neuen Bestattungssitte der spätrömischen Militäraristokratie135. Doch werden hier sehr verschiedene Grabfunde auf eine gemeinsame Stufe gestellt. Von der prunkvollen und extrem umfangreichen Ausstattung des 482 gestorbenen Frankenkönigs Childerich136 und auch von jener des in Pouan bestatteten Vornehmen137 unterscheiden sich die drei mediterranen Grabfunde durch eine quantitativ und in Capraia auch qualitativ (Schnallen nur vergoldet) deutlich beschränkte Ausstattung. Arifridos wurde überdies ohne Waffe bestattet. Damit deuten sich nicht nur erhebliche soziale und Rangunterschiede an, sondern es ist auch zweifelhaft, inwiefern man in Hinblick auf das Arifridos-Grab von einem typischen Vertreter des Militärs sprechen kann138. Damit aber gerät eine Kernthese von Rummels ins Wanken: Dass es sich bei den „inhumations habillée“ des 5. Jhs. grundsätzlich um reich ausgestattete Gräber, mithin um Elitegräber, ja sogar Prunkbestattungen handele, deren Auftreten und Beigabensitte mithilfe der Kossackschen Prunkgrabtheorie139 erklärt werden könne140. Darf man schon den Prunkgrabcharakter von Gräbern wie Beja, Thuburbo Maius und ganz besonders Capraia stark anzweifeln, so lassen sich aus dem vandalenzeitlichen Nordafrika weitere Belege für eine einfachere Ausstattung unter den Frauengräbern finden. Zu nennen sind hier die beiden bereits Mitte des 19. Jahrhunderts aufgefundenen Gräber bei Hippo Regius/Annaba, Algerien, deren Inventar zwar mit Fibelpaar und Schnalle über kennzeichnende Elemente des weiblichen Kleidungszubehörs und (Grab 2/1865) über Schmuck und Gerät verfügt, aber hinsichtlich der verwendeten Materialien deutlich unterhalb der Ebene der mit goldenem Schmuck und Kleidungszubehör ausgestatteten Grä- 134 135 136 137 138 139 140 Eine solche Annahme müsste über weitere Untersuchungen zur Bestattungs- und Beigabensitte im Limesvorfeld bzw. auf der Arabischen Halbinsel erhärtet werden. von Rummel 2007, 375, 384, 386. Guter Überblick: P. Périn–M. Kazanski, Das Grab Childerichs I. In: Wieczorek et al. 1996, 173–182; Koch, U.–von Welck, K.–Wieczorek, A. V.1. Das Grab des Frankenkönigs Childerich I. In: Wieczorek et al. 1996, 879–883. Zuletzt Ph. Riffaud-Longuespé in: Aillagon 2008, 322f. Unbefriedigend ist der Vorschlag von Rummels 2007, 404, die mit Schwert Bestatteten als Angehörige des Heeres, jene ohne Schwert als Angehörige der militia non armata, also der kaiserlichen Verwaltung, zu betrachten, weil damit die Schwertbeigabe auf einen rein funktionalen Aspekt reduziert wird. Kossack 1974. von Rummel 2007, 9: „Die wenigen bekannten Grabfunde [des 5. Jhs., Ergz. des Verf.] sind vielmehr, von wenigen Ausnahmen abgesehen, als ´privilegiert` anzusprechen.“ Unter Elite verstand er „mächtige, wirtschaftlich potente und/oder gebildete Personen und Gruppen“. Vgl. ferner von Rummel 2007, 377: „Und schließlich kam auch der Großteil der hier angesprochenen Bodenfunde in Gräbern ans Licht, in denen Tote mit einem anzunehmenden privilegierten Status bestattet wurden.“ – Als sehr problematisch erweisen sich die weiteren Ausführungen auf S. 382f. zum Prunkgrab-Begriff. Unterschiedslos werden hier „reiches Grab“ oder „Grab mit umfangreicher Ausstattung an metallenen Kleidungsbestandteilen“ mit Prunkgrab gleichgesetzt und schließlich spricht von Rummel auch die von Böhme 1974 ausführlich behandelten nordgallischen Gräber des späten 4. und 5. Jhs. als „Prunkbestattungen“ an. Vgl. dagegen die von Kossack 1974, 4f. genannten Kriterien. 273 CHRISTOPH EGER ber wie etwa aus Thuburbo Maius und Karthago-Koudiat Zâteur rangiert141. Beide haben wenig gemein mit Prunkgräbern im Sinne Kossacks. Einzelfunde buntmetallener Armbrust- und Bügelfibeln, die aufgrund ihres guten Erhaltungszustandes aus nicht-dokumentierten Grabfunden stammen dürften, deuten auf die Existenz weiterer Bestattungen von Personen, die hinsichtlich ihrer sozialen Stellung nicht zur Spitze der vandalischen Gesellschaft und wohl nicht einmal zur vandalischen Oberschicht gezählt werden können142. Ein anderer Einwand betrifft die These von Rummels, dass es sich bei den mit mehr oder minder prunkvollem Schmuck und Kleidungszubehör ausgestatteten Gräbern um ein besonderes Phänomen des weströmischen Reichs handele, das so im Oströmischen Reich nicht anzutreffen sei und mit der besonderen politischen Konstellation des Westreichs zusammenhänge143. Diese These ist schlichtweg falsch. Wie bereits weiter oben, im Zusammenhang mit den Schuhschnallen und auch mit den Waffengräbern, gezeigt werden konnte, hat es beigabenführende Bestattungen in spätrömischer und byzantinischer Zeit auch an der nordöstlichen Peripherie des Oströmischen Reichs und in dessen südlichen und südöstlichen Teilen gegeben: Sowohl in Ägypten als auch im Nahen Osten wurden die Toten offenbar kontinuierlich von der römischen Zeit bis in das 6. und 7. Jh. bekleidet und mit Schmuck und teilweise auch Kleidungszubehör bestattet. Darunter befinden sich gelegentlich polychrom verzierte Gegenstände, wie die Gürtelgarnitur aus „Reastan“/ar-Rastan in Syrien (Abb. 33)144, und auch etwas Goldschmuck in Form goldener Ohrringen145. Zwar fehlen bis heute Nachweise von Gräbern, deren Goldreichtum sich mit den Grabfunden von Pouan und Tournai messen können. Aber das Ausstattungsniveau von Gräbern wie demjenigen des Kriegers aus Capraia (bronze- und bronzevergoldetes Kleidungszubehör mit Cloisonnéverzierung) wird erreicht. Waffenbeigaben bleiben dagegen vereinzelt. So sind es weniger die Bestattungs- und Beigabensitte im Allgemeinen, welche die zur Diskussion stehenden mediterranen Grabfunde innerhalb des Mittelmeerraumes während der ersten Hälfte und der Mitte des 5. Jhs. hervorheben, als vielmehr bestimmte Merkmale der Ausstattung wie die Waffenbeigabe, besonders die Schwertbeigabe, die Kleidungsweise der Frauen (paarige Schulterfibeln in den Frauengräbern) und einige Sachformen. Die Fundorte dieser und der überschaubaren Zahl vergleichbarer Gräber sind innerhalb des Mittelmeerraumes auf die westliche Reichshälfte beschränkt. Allerdings liegen ähnliche ausgestattete Gräber ebenfalls vom Mitteldonauraum über den Schwarzmeerraum bis zum Nordkaukasus entlang der gesamten nördlichen Rand der östlichen Reichshälfte vor. Eine sinnvolle Erklärung dieses besonderen Verbreitungsbildes mit der Militäraristokratie und innenpolitischen Verhältnissen des weströmischen Reichs überzeugen deshalb nicht146. Schließlich spricht die ungleiche geographische Verteilung der „Elitegräber“ innerhalb der weströmischen Reichshälfte gegen die Verbindung mit der spätrömischen Militärelite: So bleibt auch von Rummel nicht verborgen, dass sich reiche Grabfunde mit den schon benannten Elementenan der nordöstlichen Peripherie, im Karpatenbecken und in Pannonien, massiv konzentrieren, während sie nach Westen und Südwesten stark ausdünnen bzw. nur vereinzelt angetroffen werden. Zumindest aber in Gallien und in Oberitalien, wo große Teile des comitatensischen Heeres und des Führungsstabes in der ersten Hälfte des 5. Jhs. stationiert waren, müssten nach der These von Rummels ebenfalls zahlreiche Gräber in Erscheinung treten. Das ist nicht der Fall147. Hier mit einem schlechteren Grabungs- oder 141 142 143 144 145 146 147 Zum Inventar der Gräber 1–2/1865 aus Hippo Regius/Annaba Quast 2007, 242–247; zu Karthago-Koudiat Zâteur Eger 2001, 353–370. Vgl. Eger 2008, 192, Abb. 1,4, 193 Abb. 2,6, Eger 2012, 321–322. Vgl. von Rummel 2007, 384–386, 403. Quast 1999c, 234 Abb. 3; 235 Abb. 4. Vgl. z. B. Eger–Hamoud 2011, 74 Abb. 7a–c. So aber von Rummel 2007, 385. Die Zahl der Grabfunde nimmt zwar zu, wie etwa die vor einigen Jahren aufgedeckten Gräber bei Sacca di Goito, Oberitalien, zeigen (Sannazaro 2006). Aber das ändert nichts an dem bestehenden Ungleichgewicht. Im übrigen wird man gerade auch diese Neufunde aufgrund ihres Kleidungszubehörs eher an die Entwicklung im Karpatenbecken anzuknüpfen haben, denn mit einem generellen Modewechsel der spätrömischen Militäraristokratie. 274 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Abb. 33. Gürtelgarnituren aus „Reastan”, wohl ar Rastan Syrien. M. 2:3. Publikationsstand zu argumentieren148, wäre verfehlt: Viele Grabfunde aus dem Karpatenbecken sind Zufallsfunde des 19. und frühen 20. Jhs., als die Archäologie dort nicht bedeutend weiter entwickelt war als in Frankreich und Italien. Im übrigen haben die mediterranen Landesarchäologien, besonders Frankreich, Italien und Spanien, in den letzten Jahrzehnten hinsichtlich des allgemeinen Interesses an der Völkerwanderungszeit aufgeholt und insbesondere auch Grab- und Kleinfunden vertiefte Aufmerksamkeit geschenkt149. Fassen wir die vorangehenden Überlegungen zusammen, kommt man nicht umhin, festzustellen, dass von Rummel einen fahrlässig undifferenzierten Begriff von „römisch“ und „mediterran“ bei der Interpretation der einzelnen Funde und der Beigabensitte der reich ausgestatteten Männergräber der ersten Hälfte bis Mitte des 5. Jahrhunderts hat. Zwar kann schon seit der späten Kaiserzeit von einer klaren Dichotomie „barbarisch/germanisch“ – „römisch“ nicht mehr die Rede sein; doch ebenso wenig trifft die gegenteilige Annahme einer weitgehenden Übereinstimmung von barbarischer und römischer Sachkultur zu, wobei hier weniger ethnische als regionale Faktoren ausschlaggebend sind. Von großer Bedeutung für die in den Gräbern von Beja, Thuburbo Maius und Capraia angetroffenen Objekte ist der Nachweis einer auch innerhalb des römischen Reichs bzw. des Mittelmeerraums regional differenzierten Sachkultur, die Aussagen über die Mobilität von Sachgut und Personen zulässt. Die Verteilungsmuster bestimmter Produkte wie Kleidungszubehör und Waffen scheinen dabei je nach Verbreitungsschwerpunkt eher mit personaler Mobilität denn mit allgemeiner Diffusion, Mode, Handel oder Geschenkaustausch erklärbar zu sein. Nicht außer Acht bleiben kann hierbei die historisch verbürgte Mobilität von barbarisch geprägten, wenngleich sehr heterogen zusammengesetzten Personenverbänden im Mittelmeerraum seit dem späten 4. Jh. 148 149 In diese Richtung zielend von Rummel 2007, 286f., 309. Vgl. etwa den schon angeführten Vorbericht zu den Gräbern aus Sacca di Goito (Sannazaro 2006) oder den zusammenfassenden Beitrag zu den eine mögliche germanische Präsenz anzeigenden Objekten aus Toulouse (Bach et al. 2002), um hier nur zwei Beispiele anzuführen. 275 CHRISTOPH EGER Auch Besonderheiten der Bekleidungs- und Bestattungsweise lassen sich nicht einleuchtend mit einer (einheitlichen) neuen Kleidungs- und Bestattungssitte der spätrömischen Militäraristokratie des Westreichs erklären: Die sehr wahrscheinlich als luxuriöser Schuhbesatz (Schuhschnallen) dienenden Miniaturschnallen des 5. Jhs. weisen formenkundlich in den Donau- und Schwarzmeerraum, die Sitte der Schuhschnallen selbst dürfte östlichen Ursprungs (östlicher Schwarzmeerraum oder Sassanidenreich) sein. Soweit sich das anhand der archäologischen Überlieferung feststellen ließ, bildeten Schuhschnallen zu keinem Zeitpunkt ein gemeinrömisches Phänomen, sondern waren im Wesentlichen unter der Kriegerelite im Donauraum bzw. unter der donauländisch geprägten frontier society üblich, bevor sie gegen Ende des 5. Jhs. vorübergehend auch von westlichen Eliten imitiert wurden. Die Sitte, den verstorbenen Krieger mit seinem Schwert zu bestatteten, ist im spätrömischen Mittelmeerraum ohne Beispiel, obwohl es in verschiedenen Regionen der west- wie auch der oströmischen Reichshälfte durchaus üblich war, eine bestimmte Schicht der Verstorbenen mit persönlichen Zubehör und weiteren Beigaben zu bestatten. Eine neue Bestattungssitte der gesamten spätrömischen Militärelite der westlichen Reichshälfte lässt sich nach kritischer Überprüfung der Verbreitung entsprechender Grabfunde nicht wahrscheinlich machen: Reich ausgestattete oder Elite-Gräber sind überwiegend im Donauraum, mit einer klaren Konzentration in den pannonischen Provinzen und dem vorgelagerten Barbaricum anzutreffen. Nur eine beschränkte Gräberzahl dieser Elite konnte darüber hinaus im westlichen Mittemeerraum dokumentiert werden, obwohl nach der Theorie von Rummels wesentlich mehr Gräber dieses Typs zumindest in Gallien und Oberitalien zu erwarten wären, wo ein Großteil der comitatensischen Truppen und der westlichen Heeresführung stationiert war. Ferner bleibt festzuhalten, dass die Sitte, den Toten mit persönlichem Zubehör und Gerät auszustatten, keineswegs ein neues Privileg der Militärelite der westlichen Reichshälfte war, sondern auch aus Regionen der östlichen Reichshälfte bekannt ist, wie z. B. aus Ägypten und dem Nahen Osten. Anstelle die zur Debatte stehenden Begräbnisse einer ihrer Herkunft nach nicht weiter aufzuschlüsselnden weströmischen Militäraristokratie zuzuschreiben, sei deshalb gleichsam als Gegenentwurf eine modifizierte „ethnische“ Deutung vorgeschlagen: Der kulturelle Habitus der bestatteten Personen, der sich in ihrem Zubehör, ihrer Bewaffnung und ihren Bestattungssitten dokumentiert, ist innerhalb der westlichen Mittelmeerwelt des 5. Jhs. neu und fremd, weist aber Bezüge zu unterschiedlichen Regionen an der nördlichen Peripherie des Imperiums auf. Aus diesem Grund können die Bestatteten der drei Beispielgräber – Beja, Capraia und Thuburbo Maius – als ihrer Herkunft nach ortsfremde Personen gelten. Während der Krieger aus Beja und der in Thuburbo Maius bestattete Vornehme Arifridos in ihrem Habitus und in der Herkunft der Einzelformen Affinitäten zur donauländischen Kultur zeigen und wohl auch aus dem Mitteldonauraum stammen könnten, weisen die Indizien im Falle des in Capraia bestatteten Krieger auf eine Herkunft aus nordalpinem, vielleicht ostfränkischem Gebiet. Allerdings spiegelt sich in ihrer Bestattungsweise, Kleidung und Bewaffnung keine Ethnizität, sondern eine kulturelle Prägung, die je nach den zur Verfügung stehenden Kriterien und dem Forschungsstand eine mehr oder weniger scharfe geographische Eingrenzung erlaubt. Ob die Bestatteten im Einzelfall ursprünglich aus der entsprechenden Region kamen oder nur mittelbar von dort ihre Prägung erfuhren, lässt sich mit archäologischen Mitteln im Einzelfall nicht präzise entscheiden. So muss wohl auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, dass ein bestimmter Habitus von Personen übernommen werden konnte, die erst zu einem späteren Zeitpunkt den gentilen Verbänden beitraten. Dies setzt im Falle von Migrationsbewegungen ein gewisses Prestige der jeweiligen Kultur und auch die Möglichkeit voraus, das zur Ausstattung gehörige „fremdartige“ Sachgut in neuen, fernen Regionen kontinuierlich herstellen zu lassen150. Warum man in der neuen Umgebung eine besondere Bestattungsweise der Toten in voller Kleidung und angelegtem Schmuck und Zubehör pflegte, kann hier nicht ausführlich erörtert werden. Einer der Gründe liegt 150 Über die Versorgung der mobilen Personenverbände mit Gebrauchsgütern, Zubehör und Schmuck ist allerdings kaum etwas bekannt. 276 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM sicherlich in der Legitimations- und Identitätskrise der führenden gentilen Schichten und ist auch von von Rummel am Beispiel der Vandalen klar zum Ausdruck gebracht worden: „Während die alte [römische, Ergz. des Verf.] Elite statusanzeigende Riten bewahrte, brauchten die neu in Afrika angekommenen Vandalen eigene Repräsentationsmittel, wie sie etwa in den beigabenführenden Gräbern sichtbar werden.“151 Doch anders als von ihm im Weiteren ausgeführt, soll hier der Akzent wieder deutlich zugunsten des barbarischen, gentilen Elementes verschoben werden: Nicht allgemein Angehörige der spätrömischen Militäraristokratie der westlichen Reichshälfte, die von Rummel in Nordafrika gleichsam zufällig durch die Vandalen repräsentiert sah, sondern bestimmte Angehörige der barbarischen gentes sind mit den Grabfunden zu verbinden. Dass dieser Ansatz keinesfalls auf einer strengen, die Interpretation prägenden Dichotomie germanisch/barbarisch – römisch als Hintergrundbild beruht, ergibt sich aus der Diskussion der Sachformen und Bräuche: Manchmal sind es nur Nuancen und regionale Verschiebungen, welche eine Unterscheidung gestatten. Abbildungsnachweis Abb. 1: nach einer Vorlage aus dem Internet. upload.wikipedia.org/wikipedia/commons/4/46/Partition_of_ the_Roman_Empire_in_395_AD.png Abb. 2: nach KÖnig 1981, 347 Abb. 19. Abb. 3: nach Kazanski 2001, 394 Abb. 4F. Abb. 4: nach DAI Madrid, Negative PLF 1508 und 1514. Abb. 5: 1 nach KÖnig 1981, 332 Abb. 11; 2 Foto Ch. Eger. Abb. 6: Zeichnungen Verf. Abb. 7, 8: nach Ducci–Ciampoltrini 1991, 53 Abb. 1; 55–57 Abb. 3–6. Abb. 9: nach Kazanski 1996, 120 Abb. 8. Abb. 10: nach Arbeiter 2008, 51 Abb. 9. Abb. 11: nach Volbach 1976, Taf. 1. Abb. 12: Zeichnung A. Darwich-Eger. Abb. 13: 1,3 nach Ducci–Ciampoltrini 1991, 56 Abb. 4; 2, 4–5 nach BÖhner 1987, 415 Abb. 3. Abb. 14: nach Menghin 1994/95, 190 Abb. 47. Abb. 15: nach Schmauder 2002 II, 121 Karte 14. Abb. 16: nach Keller 1986, 582 Abb. 4. Abb. 17: nach Tejral 1987, 18 Abb. 5. Abb. 18: 1–4 Zeichnungen A. Darwich-Eger; 5 nach Saller 1941; 6 nach Bignasca et al. 1996, 352 Abb. 989. Abb. 19: nach Sommer 1984, Taf. 44. Abb. 20: nach BÖhme 1986, 31 Abb. 8. Abb. 21: nach Pérez Rodríguez-AragÓn 1992, 259 Abb. 4. Abb. 22: 1,4,5 Zeichnungen Verf.; 2 Mackensen 2008a, 309 Abb. 1; 3 Sommer 1984, Taf. 10,1; 6 Boube-Piccot 1994, 102; Taf. 16. Abb. 23: nach Heurgon 1958, 34 Abb. 7. Abb. 24: nach Pinar–Ripoll 2008, 120 Abb. 1,3; Kleemann 2008, 96 Abb. 7. Abb. 25: nach Quast 1993, 87 Abb. 51 mit Ergänzungen. Abb. 26: nach Laporte 1999, 378 Abb. 5B–C. Abb. 27: Foto Ch. Eger. Abb. 28: DAI Madrid, Negativ R189-97-7. Abb. 29: nach Frauberger 1895/96, Taf. 22. Abb. 30: nach Petković–RuŽić 2005, 164 Taf. 6,G.44. Abb. 31: nach Aurrecoechea Fernández 2001, 58 Abb. 25. Abb. 32: nach Parker 1994, 387–388 Abb. 2–3; 392 Abb. 7. Abb. 33: By courtesy of The British Museum, London. 151 von Rummel 2007, 385. – Es wäre aber sicherlich verfehlt, Bestattungs- und Beigabensitte ganz auf diesen Aspekt zu verkürzen. Weiterhin dürften überkommene Wert- und Brauchtumsvorstellungen eine Rolle gespielt haben. Beides muss einander nicht ausschließen. 277 CHRISTOPH EGER ABGEK ÜR Z T Z I T I ERT E LI T ER AT U R: Aillagon 2008 Aillagon, J.-J. (Hrsg.): Rome and the Barbarians. The birth of a new world. (Venedig 2008). Almagro et al. 2000 Almagro Gorbea, M.– Álvarez Martínez, J. M.– Blázquez Martínez, J. M.– Rovira, S. (Hrsg.): El disco de Teodosio. Publicaciones del Gabinete de Antigüedades de la Real Academia de la Historia. Estudios 5. (Madrid 2000). Anke 1998 Anke, B.: Studien zur reiternomadischen Kultur des 4. bis 5. Jahrhunderts 1–2 (Weissbach 1998). Arbeiter 2008 Arbeiter, A.: Der Kaiser mit dem Christogramm-Nimbus. Zur silbernen Largitionsschale Valentinians in Genf. Helvetia Archaeologica 39 (2008) Nr. 154, 42–73. Arce 1997 Arce, J.: El último siglo de la España romana (284 – 409) (³ Madrid 1997). Aurrecoechea Fernández 2001 Aurrecoechea Fernández, J.: Los cinturones romanos en la Hispania del Bajo Imperio. Monogr. Instrumentum 19. (Montagnac 2001). Bach et al. 2002 Bach, S.– Bourdatchouk, J.-L.– Cazes, J.-P.– Rifa, P.– Stutz, F.: Le mobilier funéraire, témoin d´influences culturelles et d´une possible présence germaniques. In: Pailler, J.-M. (Hrsg.): Tolosa. Nouvelles recherches sur toulouse et son territoire dans l´Antiquité. (Rom 2002) 533–544. Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2009 Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Das Königreich der Vandalen. Erben des Imperiums in Nordafrika. (Karlsruhe–Mainz 2009). Bálint 2010 Bálint, Cs.: A contribution to research on ethnicity: a view from and on the east. In: Pohl–Mehofer 2010, 145–182. Baratte et al. 2002 Baratte, F.– Lang, J.– La Nièce, S.– Metzger, C.: Le trésor de Carthage. Contribution à l´étude de l´orfèvrerie de l´Antiquité tardive. (Paris 2002.) Berndt–Steinacher 2008 Berndt, G. M.–Steinacher, R. (Hrsg.): Das Reich der Vandalen und seine (Vor-) Geschichten. Forsch. Gesch. Mittelalter 13. (Wien 2008). Bierbrauer 1974 Bierbrauer, V.: Alamannische Funde der frühen Ostgotenzeit aus Oberitalien. In: Kossack, G.– Ulbert, G. (Hrsg.): Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie. Festschr. für Joachim Werner zum 65. Geburtstag II. Frühmittelalter. (München 1974) 559–577. Bierbrauer 1975 Bierbrauer, V.: Die ostgotischen Grab und Schatzfunde in Italien. (Spoleto 1975). Bierbrauer 2003 Bierbrauer, V.: Romanen. RGA² 25 (Berlin–New York 2003) 210–242. Bierbrauer 2008 Bierbrauer, V.: Ethnos und Mobilität im 5. Jahrhundert aus archäologischer Sicht: vom Kaukasus bis nach Niederösterreich. Bayer. Akad. Wiss. Phil.-Hist. Kl. Abh. NF 131. (München 2008). Bignasca et al. 1996 Bignasca, A. –Desse-Berset, N.– Fellmann Brogli, R –Glutz, R.–Karg, S.– Keller, D.– Kolb, B.– Kramar, Ch–Peter, M.– Schmid, S. G.–Schneider, Ch –Stucky, R. A. –Studer, J.–Zanoni, I.–Petra-ez-Zantur, I.: Ergebnisse der Schweizerisch-Liechtensteinischen Ausgrabungen 1988–1992. (Mainz 1996). Blázquez 1974 Blázquez, J. M.: Der Limes im Spanien des vierten Jahrhunderts. In: D. M. Pippidi (Hrsg.): Actes du IXeme Congrès International d´Études sur les frontières Romaines. (Bukarest 1974) 485–502. BÖhme 1974 BÖhme, H.W.: Germanische Grabfunde des 4. bis 5. Jahrhunderts zwischen unterer Elbe und Loire. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 19. (München 1974). BÖhme 1986 BÖhme, H. W.: Bemerkungen zum spätrömischen Militärstil. In: H. Roth (Hrsg.): Zum Problem der Deutung frühmittelalterlicher Bildinhalte. Akten des 1. Internationalen Kolloquiums in Marburg a. d. Lahn, 15. bis 19. Februar 1983 (Sigmaringen 1986) 25–49. BÖhme 1989 BÖhme, H. W.: Gallien in der Spätantike. Forschungen zum Ende der Römerherrschaft in den westlichen Provinzen. Jahrb. RGZM 34, 1987 (1989) 770–773. 278 ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM BÖhme 2008 BÖhme, H. W.: Gallische Höhensiedlungen und germanische Söldner im 4./5. Jahrhundert. In: Steuer, H.–Bierbrauer, V. (Hrsg.): Höhensiedlungen zwischen Antike und Mittelalter von den Ardennen bis zur Adria. Ergbd. RGA 58 (Berlin–New York 2008) 71–103. BÖhner 1987 BÖhner, K.: Germanische Schwerter des 5./6. Jahrhunderts. Jahrb. RGZM 34/2 (1987) 411-490. Brather 2004 Brather, S.: Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie. Geschichte, Grundlagen, Alternativen. Ergbd. RGA 42 (Berlin–New York 2004). Brather 2008 Brather, S.: Kleidung, Bestattung, Ritual. Die Präsentation sozialer Rollen im frühen Mittelalter. In: Brather, S. (Hrsg.): Zwischen Spätantike und Frühmittelalter. Archäologie des 4. bis 7. Jahrhunderts im Westen. Ergbd. RGA 57 (Berlin–New York 2008) 237–273. Brenk 1977 Brenk, B.: Spätantike und frühes Christentum. Propyläen Kunstgeschichte Suppl. 1. (Frankfurt–Berlin) Wien 1977. Caballero Zoreda 1974 Caballero Zoreda, L.: La necrópolis de Fuentespreadas (Zamora). Exc. Arqu. España 80. (Madrid 1974). Castritius 2007 Castritius, H.: Die Vandalen. (Stuttgart 2007). Dannheimer 1961 Dannheimer, H.: Zum Germanengrab von Beja – Pax Julia. Germania 39 (1961) 466f. de Cacan de Bissy–Petit 1982 de Cacan de Bissy, A.– Petit, J. (Hrsg.): De Carthage à Kairouan. 2000 ans d’art et d’histoire en Tunisie. Musée de Petit Palais Paris. (Paris 1982). Delbrueck 1932 Delbrueck, R.: Antike Porphyrwerke. (Berlin 1932). Domínguez Monedero 1983 Domínguez Monedero, A. J.: Los ejercitos regulares tardorromanos en la Península Iberica y el problema del pretendido „limes hispanicus“. Rev. Guimarães 93 (1983) 101–128. Ducci–Ciampoltrini 1991 Ducci, S. –Ciampoltrini, G., Capraia (Livorno). Tomba di un militare tardoantico. Materiali di corredo tardoantico. Boll. Arch. 7 (1991) 53–59. Ducci–Ciampoltrini–Bedini 1992 Ducci, S. –Ciampoltrini, G. –Bedini, E.: Una sepoltura tardoantica dal Porto di Capraia Isola. Arch. Medievale 19 (1992) 369–377. Ebanista–Rotili 2011 Ebanista, C.– Rotili, M. (eds.): Archeologia e storia delle migrazioni. Europa, Italia, Mediterraneo fra tarda eta romana e alto medioevo. Atti del Convegno internazionale di studi Cimitile-Santa Maria Capua Vetere, 17-18 giugno 2010. (Cimitile 2011). Eger 2001 Eger, Ch.: Vandalische Grabfunde aus Karthago. Germania 79/2 (2001) 347– 390. Eger 2003 Eger, Ch.: Dress Accessories of Late Antiquity in Jordan. Levant 35 (2003) 163–178. Eger 2008 Eger, Ch.: Vandalisches Trachtzubehör? Zu Herkunft, Verbreitung und Kontext ausgewählter Fibeltypen aus Nordafrika. In: Berndt, G. M. –Steinacher, R. (Hrsg.): Das Reich der Vandalen und seine (Vor-) Geschichten. Forsch. Gesch. Mittelalter 13. (Wien 2008) 183–195. Eger 2009 Eger, Ch.: „De cura pro mortuis“. Begräbnis und funerale Repräsentation im Vandalenreich. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2009, 351–362. Eger 2012 Eger, Ch.: Spätantikes Kleidungszubehör aus Nordafrika I. Die Funde der spätesten römischen Kaiserzeit und der vandalischen Zeit (um 400 bis mittleres 6. Jh.). Münchner Beitr. Provinzialröm. Arch. 5. (Wiesbaden 2012). Eger–Hamoud 2011 Eger, Ch.– Hamoud, M.: Spätrömisch-byzantinischer Grabbrauch in Syrien. Die Nekropole von Darayya bei Damaskus. Antike Welt 6/2011, 70–76. Erdkamp 2007 Erdkamp, P. (Hrsg.): A companion to the Roman army. (Malden–Oxford– Victoria 2007). Fehr 2002/03 Fehr, H.: Bemerkungen zum völkerwanderungszeitlichen Grabfund von Fürst. Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl. 43/44, 2002/03 (2005) 209–228. 279 CHRISTOPH EGER Fingerlin 2006 FlÖrchinger 1998 Forrer 1893 Frauberger 1895/96 Fuentes Domínguez 1989 García Moreno 1998 Ghalia 2008 Gorin 2003 Gschwind 2004 Halsall 2007 Hayes 1972 Heurgon 1958 Kampers 2008 Kazanski 1994 Kazanski 1996 Kazanski 1999 Kazanski 2001 Keller 1971 Keller 1986 Khrapunov 2002 Kleemann 2008 KÖnig 1981 Kossack 1974 280 Fingerlin, G.: Sonderanfertigungen an einem Adelshof der Alamannia oder Unikate aus dem Angebot mediterraner Fibelhersteller? Noch einmal zu den Silberscheiben von Güttingen Grab 38. Bayer. Vorgeschichtsbl. 71 (2006) 293– 305. FlÖrchinger, A.: Romanische Gräber in Südspanien. Beigaben- und Bestattungssitte in westgotenzeitlichen Kirchennekropolen. Marburger Stud. Voru. Frühgesch. 19. (Rahden–Westf. 1998). Forrer, R.: Die frühchristlichen Alterthümer aus dem Gräberfelde von Achmim-Panopolis (nebst analogen unedirten Funden aus Köln etc.) (Strassburg 1893). Frauberger, H.: Antike und frühmittelalterliche Fussbekleidungen aus Achmim-Panopolis. (Düsseldorf 1895/96). Fuentes Domínguez, A.: La necrópolis tardorromana de Albalate de Las Nogueras (Cuenca) y el problema de las denominadas Necrópolis del Duero. (Cuenca 1989). García Moreno, L. A.: Historia de España Visigoda. (Madrid 1998). Ghalia, T.: The grave goods of Thuburbo Maius. In: Aillagon 2008, 324–326. Gorin, Y.: Be’er Sheva’. Hadashot Ark. 115 (2003), 65f. Hebrew section 90f. Gschwind, M.: Abusina. Das römische Auxiliarkastell Eining an der Donau vom 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 53. (München 2004). Halsall, D.: Barbarian migrations and the Roman West 376–568. (Cambridge 2007). Hayes, J. W.: Late Roman Pottery. (London 1972). Heurgon, J.: Le trésor de Ténès. (Paris 1958). Kampers, G.: Geschichte der Westgoten. (Paderborn 2008). Kazanski, M.: Les plaques-boucles méditerranéennes des Ve-Vie siècles. Arch. Médiévale (Paris) 24, (1994) 137–173. Kazanski, M.: Les tombes “princières” de l´horizon Untersiebenbrunn, le problème de l´identification ethnique. In: L´identité des populations archéologiques. XVIe Rencontres Internationales d´archéologie et d´Histoire d´Antibes. (Sophia Antipolis 1996) 109-126. Kazanski, M.: Les tombes des chefs militaires de l’époque hunnique. In: Fischer, Th. –Precht, G.– Tejral, J. (Hrsg.): Germanen beiderseits des spätantiken Limes. Spisy Arch. Ústavu AV ČR Brno 14. (Brno 1999) 293–316. Kazanski, M.: Les épées „orientales“ à garde cloisonnée du 5e-6e siècle. In: Istvánovits, E.–Kulcsár, V. (Hrsg.): International connections of the Barbarians of the Carpathian Basin in the 1st-5th centuries A. D. Proceedings of the International Conference held in 1999 in Aszód and Nyíregyháza. (Nyíregyháza 2001) 389-418. Keller, E.: Die spätrömischen Grabfunde in Südbayern. MBV 14 (München 1971). Keller, E.: Germanenpolitik Roms im bayerischen Teil der Raetia Secunda während des 4. und 5. Jahrhunderts. Jahrb. RGZM 33/2 (1986) 575–592. Khrapunov, I. N.: The cemetery of Droozhnoye (3rd-4th centuries). (Lublin 2002.) Kleemann, J.: Vandals went West – Was die archäologischen Quellen über die Westmigration der ‚Vandalen’ aussagen können. In: Berndt–Steinacher 2008, 87–96. KÖnig, G. G.: Wandalische Grabfundes des 5. und 6. Jhs. Madrider Mitteilungen 22 (1981) 299-360. Kossack, G.: Prunkgräber. Bemerkungen zu Eigenschaften und Aussagewert. In: Kossak, G. –Ulbert, G. (Hrsg.): Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie. Festschr. für Joachim Werner zum 65. Geburtstag. MBV Ergbd. 1. (München 1974) 3–33. ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Laporte 1999 La Rocca 2011 Le Bohec 2010 Mackensen 2008 Martin 1989 Martin 1994 Menghin 1983 Menghin 1994/95 Merlin 1912 Merrills–Miles 2010 Miks 2007 Palma Santos 2008 Parker 1994 Paul 2011 Pérez Rodríguez-AragÓn 1992 Petković–RuŽić 2005 Pinar–Ripoll 2008 Pohl–Mehofer 2010 Poinssot 1917 Poinssot 1921 Poinssot–Lantier 1934 PrÖttel 1988 Quast 1993 Quast 1999a Quast 1999b Quast 1999c Laporte, J.-P.: Deux basiliques chrétiennes de Maurétanie Césarienne. Souke-el-Khemis (Galaxia?) et Tarmount (Aras) et les vestiges chrétiens de la région. Ant. Tardive 7 (1999) 371–382. La Rocca, C.: La migrazione delle donne nell´alto Medioevo tra testi scritti e fonti materiali primi spunti di ricerca. In: Ebanista–Rotili 2011, 65–83. Le Bohec, Y.: Das römische Heer in der späten Kaiserzeit. Stuttgart 2010. Mackensen, M.: Tonabformung eines spätantiken kerbschnittverzierten Gürtelbeschlags aus dem zentraltunesischen Töpfereizentrum Sidi Marzouk Tounsi. Zur Mobilität comitatensischer Truppen. Germania 86/1 (2008) 307–322. Martin, M.: Bemerkungen zur chronologischen Gliederung der frühen Merowingerzeit. Germania 67/1 (1989) 121–141. Martin, M.: Fibel und Fibeltracht K. Späte Völkerwanderungszeit und Merowingerzeit auf dem Kontinent. RGA² VIII (Berlin–New York 1994) 541–582. Menghin, W.: Das Schwert im frühen Mittelalter. (Stuttgart 1983). Menghin, W.: Schwerter des Goldgriffspanthenhorizonts im Museum für Vorund Frühgeschichte, Berlin. Acta Praehist. et Arch. 26–27 (1994/95) 140–191. Merlin, A.: Découvertes à Thuburbo Majus. Comptes Rendus Séances Acad. Inscript. 1912, 347–360. Merrills, A. –Miles, R.: The Vandals. (Oxford 2010). Miks, Ch.: Studien zur römischen Schwertbewaffnung in der Kaiserzeit. Kölner Stud. Arch. Röm. Provinzen 8. (Rahden–Westf. 2007). Palma Santos, A. I.: The Visigothic tomb of Beja (Portugal). In: Aillagon 2008, 364f. Parker, S. Th.: A Late Roman soldier´s Grave by the Dead Sea. ADAJ 38 (1994) 385–394. Paul, M.: Fibeln und Gürtelzubehör der späten römischen Kaiserzeit aus Augusta Vindelicum/Augsburg. Münchner Beitr. Provinzialröm. Arch. 3. Wiesbaden 2011. Pérez Rodríguez-Aragón, F.: Los cingula militiae tardorromanos de la Península Ibérica. Bol. Seminario Estud. Arte 58 (1992) 238–261. Petković, S.– RuŽić, M.: Roman and medieval necropolis in Ravna near Knjaževac/Rimska i srednjovekóvna nekropola u Ravni kod Knjaževca. (Belgrad 2005). Pinar, J.– Ripoll, G.: The so-called Vandal objects of Hispania. In: Berndt, G. M.–Steinacher, R. (Hrsg.): Das Reich der Vandalen und seine (Vor-) Geschichten. (Wien 2008) 105–130. Pohl, W. –Mehofer, M. (Hrsg.): Archaeology of identity. Archäologie der Identität. (Wien 2010). Poinssot, L.: Quelques inscriptions de Thuburbo Maius. Bull. Arch. Com. Trav. Hist. 1917, 94–130. Poinssot, L.: Tombeau d´Arifridos. Bull. arch. com. Trav. Hist. 1921, LVIIf. Poinssot, L –Lantier, R.: L’archéologie chrétienne en Tunisie (1920–32), Thuburbo Majus. In: Atti del 3° Congresso Internaz. Arch. Cristiana, Ravenna 25–30 settembre 1932. (Rom 1934) 403–405. PrÖttel, Ph. M.: Zur Chronologie der Zwiebelknopffibeln. Jahrb. RGZM 35/1 (1988) 347–372. Quast, D.: Die merowingerzeitlichen Grabfunde aus Gültlingen (Stadt Wildberg, Kreis Calw). Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 52. (Stuttgart 1993). Quast, D.: Cloisonnierte Scheibenfibeln aus Achmim-Panopolis (Ägypten). Arch. Korrbl. 29 (1999) 111–124. Quast, D.: Das „Pektorale“ von Wolfsheim, Kr. Mainz-Bingen. Germania 77 (1999) 705-718. Quast, D.: Garnitures de ceintures méditerranéenes à plaques cloisonnées des Ve et début Vie siècles. Ant. Nat. 31 (1999) 233–250. 281 CHRISTOPH EGER Quast 2007 Quast 2009 QuirÓs Castillo 2011 Raddatz 1959 Raddatz 1963 Ragona 1963 Reifarth 2013 Richardot 2005 Riemer 2000 von Rummel 2007 von Rummel 2008 von Rummel 2009 Ruprechtsberger 1999 Saller 1941 Sannazaro 2006 Schach-DÖrges 2004 Scharf 2001 Schmauder 2002 Schulze-DÖrrlamm 1986 Schulze-DÖrrlamm 2002 Sommer 1984 Soupault 2003 282 Quast, D.: Völkerwanderungszeitliche Frauengräber aus Hippo Regius (Annaba/Bône) in Algerien. Jahrb. RGZM 52, 2005 (2007) 237–315. Quast, D.: Erben Roms. Völkerwanderungszeitliche Prunkgräber auf ehemaligem römischen Reichsgebiet. In: Varusschlacht im Osnabrücker Land GmbH Museum und Park Kalkriese (Hrsg.): 2000 Jahre Varusschlacht. Konflikt. (Stuttgart 2009) 372–378. QuirÓs Castillo, J. A. (Hrsg.): Dossier Archaeology and ethnicity: Reassessing the “Visigothic necropoleis”. Arqueología y Territorio Medieval 18 (2011) 9–53. Raddatz, K.: Das völkerwanderungszeitliche Kriegergrab von Beja, Südportugal. Jahrb. RGZM 6 (1959) 142–150. Raddatz, K.: Zu den spätantiken Kriegergräbern von Taniñe. Madrider Mitt. 4 (1963) 133–140. Ragona, A.: I tetrarchi dei gruppi porfirei di S. Marco in Venecia. (Caltagirone 1963). Reifarth, N.: Zur Ausstattung spätantiker Elitegräber aus St. Maximin in Trier. Purpur, Seide, Gold und Harze. Internat. Arch. 124. Rahden/Westf. 2013. Richardot, Ph.: La fin de l´armée romaine 284–476. (³Paris 2005). Riemer, E.: Romanische Grabfunde des 5.–8. Jahrhunderts in Italien. Internat. Arch. 57. (Rahden/Westf. 2000). von Rummel, Ph.: Habitus barbarus. Kleidung und Repräsentation spätantiker Eliten im 4. und 5. Jahrhundert. Ergbd. RGA 55. Berlin –New York 2007. von Rummel, Ph.: Where have all the Vandals gone? Migration, Ansiedlung und Identität der Vandalen im Spiegel archäologischer Quellen aus Nordafrika. In: Berndt–Steinacher 2008, 151–182. von Rummel, Ph.: Seide und Gold – Kleidung der vandalischen Elite. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2009, 224. Ruprechtsberger, E. M.: Das spätantike Gräberfeld von Lentia (Linz). Ausgrabung Tiefer Graben/Flügelhofgasse. (Mainz 1999). Saller, S. J. OFM., The memorial of Moses on Mount Nebo I. Text. II. The Plates. (Jerusalem 1941). Sannazaro, M.: Elementi di abbigliamento e ornamentali “barbarici” da alcune sepolture della necropoli tardoantica di Sacca di Goito (MN). In: Buora, M.–Villa, L. (Hrsg.): Goti nell`arco alpino orientale. Arch. Frontiera 5 (2006) 59–73. Schach-DÖrges, H.: Das frühmittelalterliche Gräberfeld bei Aldingen am mittleren Neckar. Materialh. Arch. Baden-Württemberg 74. (Stuttgart 2004). Scharf, R.: Foederati. Von der völkerrechtlichen Kategorie zur byzantinischen Truppengattung. Tyche Suppl. 4. (Wien 2001). Schmauder, M.: Oberschichtgräber und Verwahrfunde in Südosteuropa im 4. und 5. Jahrhundert. Zum Verhältnis zwischen dem spätantiken Reich und der barbarischen Oberschicht aufgrund der archäologischen Quellen. I Text. II Katalog – Beilagen – Verbreitungskarten – Tafeln. Arch. Romanica 3. (Bukarest 2002). Schulze-DÖrrlamm, M.: Romanisch oder germanisch? Untersuchungen zu den Armbrust- und Bügelknopffibeln des 5. und 6. Jhs. n. Chr. aus den Gebieten westlich des Rheins und südlich der Donau. Jahrb. RGZM 33/2 (1986) 593–722. Schulze-DÖrrlamm, M.: Byzantinische Gürtelschnallen und Gürtelbeschläge im Römisch-Germanischen Zentralmuseum 1: Die Schnallen ohne Beschläg, mit Laschenbeschläg und mit festem Beschläg des 5. bis 7. Jhs. (Mainz 2002). Sommer, M.: Die Gürtel und Gürtelbeschläge des 4. und 5. Jahrhunderts im römischen Reich. Bonner H. Vorgesch. 22. (Bonn 1984). Soupault, V.: Les éléments du costume masculin dans les provinces romaines de la Mer Noire: IIIe–Ve s. ap. J.-C. BAR Internat. Ser. 1167 (Oxford 2003). ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM Stark 2000 Stark 2004 Tejral 1987 Tejral 1997 Volbach 1976 Werner 1956 Wieczorek et al.1996 Whitby 2000 Zeiss 1934 Stark, R.: Studien zu den Schatzfunden von Szilágysomlyó. Beiträge zum edelsteinverzierten Goldschmuck in der Selbstdarstellung von Eliten spätantiker Gesellschaften. (München 2000). Stark, R.: Ein Gürtelbeschlag mit Konsuldarstellung aus dem 5. Jahrhundert. In: Graenert, G.– Marti, R.–Motschi, A.–Windler, R. (Hrsg.): Hüben und drüben – Räume und Grenzen in der Archäologie des Frühmittelalters. Festschr. für Max Martin zu seinem 65. Geburtstag. Arch. u. Mus. 48. (Liestal 2004) 21–32. Tejral, J.: Zur Chronologie und Deutung der südöstlichen Kulturelemente in der frühen Völkerwanderungszeit Mitteleuropas. Anz. Germ. Natmus. 1987, 11–46. Tejral, J.: Neue Aspekte der frühvölkerwanderungszeitlichen Chronologie im Mitteldonauraum. In: J. Tejral/H. Friesinger/M. Kazanski (Hrsg.), Neue Beiträge zur Erforschung der Spätantike im mittleren Donauraum. Materialien der Internat. Fachkonferenz, Kravsko, 17.–20. Mai 1995. Spisy Arch. ústavu AV ČR Brno 8 (Brno 1997) 321–362. Volbach, W. F.: Elfenbeinarbeiten der Spätantike und des frühen Mittelalters. (³Mainz 1976). Werner, J.: Beiträge zur Archäologie des Attila-Reiches. Bayer. Akad. Wiss. Phil.-hist. Kl. Abhandl. N. F. 38A. (München 1956). Wieczorek, A.–Perin,P.–Welck, von K.–Menghin, W. (Hrsg.): Die Franken Wegbereiter Europas. vor 1500 Jahren: König Chlodwig und seine Erben 1–2. (Mainz 1996). Whitby, M.: The army, c. 420-602. In: Cameron, A.–Ward-Perkins, B.–Whitby, M. (Hrsg.): The Cambridge ancient History XIV: Late Antiquity: empire and successors A.D. 426–600. (Cambridge 2000) 288–314. H. Zeiss, H.: Die Grabfunde aus dem spanischen Westgotenreich. GDV II. (Berlin – Leipzig 1934). 283